Projekt «Postcolonial Italy. Mapping Colonial Heritage»
Projekt «Postcolonial Italy. Mapping Colonial Heritage»
Auf der Webseite des Projekts werden für zahlreiche Städte Karten mit Hinweisen auf Orte, die mit der kolonialen Vergangenheit zusammenhängen, zur Verfügung gestellt.
Zum Projekt: “Postcolonial Italy” is a collaborative project that falls into the field of digital public history. The project was launched in December 2018 in Florence by PhD researchers Markus Wurzer (University of Graz) and Daphné Budasz (European University Institute). It aims at capturing and documenting material traces that are visible in the public space and, thus, stimulating a public debate on Italy’s silenced colonial history. Although the Italian colonial empire had been relatively small and short-lived compared to others, today numerous material traces – street names, monuments, buildings etc. – can be found in Italian cities as well as in the former
Städte auf der Webseite von «Postcolonial Italy. Mapping Colonial Heritage»
- Affile and Filettino (Nähe Lazio)
- Bolzana (Tirol)
- Cagliari Imperiale (Sardinien)
- Firenze (Discover the self-guided tour “Uncovering Italian Colonial Pasts: Florence”)
- Parma
- Roma
- Torino
- Trieste
- Venezia
Schulprojekt «Decolonizing minds» Tirol – Äthiopien
Decolonizing minds, in Addis Ababa and South Tyrol
Schulprojekt
Vor dem Hintergrund der Black Lives Matter-Proteste forderten Aktivisten in Italien einmal mehr ein stärkeres öffentliches Bewusstsein für die koloniale Vergangenheit des Landes. Dies würde helfen, die Wurzeln der rassistischen Ideologie zu finden. Für das in dieser Broschüre vorgestellte Projekt «Decolonising minds» lud die OEW Organisation für «Eine solidarische Welt» drei Schulklassen ein, um diesem Gedankengang zu folgen. Ausgehend von ihrem persönlichen Umfeld haben die Schüler der Klasse 5H des Liceo Carducci, der Klasse 5d des Realgymnasiums (beide Bozen) und der Klasse 12 Sozialwissenschaften der Miskaye Hizunan Medhanealem Monastery School (Addis Abeba) auf die Suche nach Spuren einer kolonialen Vergangenheit.
Broschüre «Decolonizing Minds» von 2021
Die OEW (Organisation für Eine solidarische Welt) hat mit Schüler:innen aus Addis Abeba/Äthiopien und Bozen/Italien zu den kolonialen Spuren in ihren jeweiligen Städten eine dreisprachige Broschüre erstellt. Unter der Überschrift “Decolonising Minds. Tracing Italian colonial aggresions in Addis Abeba and South Tyrol” gehen die Schüler:innen auf 126 Seiten auf die Struktur ihrer Stadt (die Anlage von Infrastruktur, Plätzen, Stadtvierteln und Funktionsgebäuden), Spuren im Stadtbild (Monumente, Reliefs, Inschriften und Straßennamen) und auf die Fotos eines Südtiroler Soldaten ein, der in Abessinien im Einsatz war. All das verbinden die Schüler:innen auch mit einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Geschichte. Das Projekt steht zugleich für die Vielfalt von Perspektiven und eine grenzüberschreitende Verständigung.
Italienische Literatur, postkolonial
Igiaba Scego
Igiaba Scego ist eine italienische Schriftstellerin und Journalistin. In einem Interview von 2019 mit Dagmar Reichardt sagt sie:
«Im Laufe der Jahre bin ich auf die verschiedensten Arten und Weisen tituliert worden: als Migrationsautorin, postkoloniale Autorin, als transnationale Schriftstellerin… Da dachte ich schon, ich sei eine politische Partei geworden! – Kleiner Scherz am Rande…!
Nun ja, manchmal bringen mich die Labels, mit denen man mich versieht, selbst zum Lachen. Irgendwann einmal habe ich begriffen, dass die Etiketten, die man mir aufklebt, eher denjenigen nützen, die den Inhalt oder die Sprache meines Schreibens einordnen möchten, als mir selbst. Ich brauche keine Schublade, um mich auszuweisen. Ich weiß, dass meine Werke kreolisch sind, weil ich es schlichtweg faktisch bin. Und wenn ich mich für eine Schublade entscheiden müsste, dann wäre es die einer italienischen Schriftstellerin. Denn das bin ich in der Tat: Ich schreibe in der Sprache eines Dante, Boccaccio, Svevo, einer Morante, Ginzburg usw. Ich schreibe auf Italienisch, in der Sprache meiner Bildung – ein Italienisch freilich, in das sich auch das Somalische meiner Eltern mischt, aber grundsätzlich bleibt es die Sprache eines Landes, zu dem ich mich trotz allem immer noch bekennen kann.»
Dismatria, Die Ikone, Als die Italiener keine Weisse waren
2020 wurde im Nonsolo Verlag die deutsche Übersetzung der Texte «Dismatria» (2005), «L’icona» (2018) und «Quando gli italiani non erano bianchi» (2015) publiziert. Das ausführliche Vorwort von Martha Kleinhans ist eine differenzierte Einführung in das Werk von Scego. Darin wird darauf verwiesen, dass der kleine Elefant auf der römischen Piazzo della Minerva, der den ägyptischen Obelisken auf seinem Rücken trägt, von Igiaba Scego als Zeichen für ihre afroitalienische Identität gewählt worden sei. Damit ist auch bereits auf einen Fokus in Scegos Werk verwiesen, der Auseinandersetzung mit der kolonialien Vergangenheit Italiens, dem postkolonialien Ansatz und der Thematik von Identität in Verbindung mit Migration.
Für den Unterricht
Der Text «Die Ikone» thematisiert die koloniale Vergangenheit Italiens und begangene Verbrechen sowie Raubkunst in Verbindung mit einem Besuch Haile Selassies in den 1970er Jahren in Venedig. Mit der Rückgabe einer Ikone durch einen ehemaligen italienischen Soldaten wird auch die Thematik Restitution angesprochen. Dieser Text kann gut mit Schüler:innen gelesen und diskutiert werden, z.B. im Rahmen des Themas Imperialismus und seinen Folgen bis heute in Europa.