Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus im Sport
Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus im Fussball
Italien
Am 4.4.2023 ist es zum x-ten Mal zu rassistischen Beleidigungen eines schwarzen Spielers in einem italienischen Fussballstadium gekommen.
«Verhandelt wird der Fall des Cupspiels vom vergangenen Dienstag: Juventus Turin gegen Inter Mailand, Halbfinal, Hinspiel. In Italien nennt man diese Begegnung auch «Derby d’Italia», weil es das Nonplusultra des Calcio auf Vereinsebene sein soll, historisch besehen. Das Turiner Allianz Stadium war voll.»
Romelu Lukaku wurde von der Südkurve aus mehrmals mit Affenlauten rassistisch beleidigt. Nach einem umgewandelten Elfmeter «legte er die rechte Hand an die Stirn, als salutierte er militärisch, den linken Zeigefinger legte er auf seinen Mund. Ein trotziger Torjubel als Reaktion, er hatte ihn früher schon einmal aufgeführt. Der Schiedsrichter hielt die Geste für provokativ, für ein «nicht regelkonformes Verhalten auf dem Platz», wie es im Reglement heisst, und zeigte ihm dafür wieder gelb. Gelb-Rot.» …
«Erst neulich hatten die Ultras von Lazio Rom im römischen Derby antisemitische Chöre gegen die Rivalen von der AS Roma angetönt. Ein deutscher Fan von Lazio hatte sich auf den Rücken seines weissblauen Trikots «Hitlerson» drucken lassen und die Nummer 88 – unter Neonazis ist das die Chiffre für «Heil Hitler», HH, zweimal der achte Buchstaben im Alphabet. Die Südkurve der Romanisti wiederum ging vor einigen Tagen Dejan Stankovic, den serbischen Trainer von Sampdoria Genua, rassistisch an. Sie skandierten: «Sei uno zingaro». «Du bist ein «Z***».» Sie hörten erst auf, als Romas Coach José Mourinho sie dazu aufforderte. Mit diesem Chor wurden unlängst auch Dusan Vlahovic und Filip Kostic von Juventus bedacht: in Mailand, im Meisterschaftsspiel gegen Inter.» (antiziganistisch) … «Marco Tardelli, eine Glorie Italiens bei der WM 1982 in Spanien, schreibt in seiner regelmässigen Rubrik in der Turiner Zeitung «La Stampa», er habe es satt: «Ich akzeptiere es nicht mehr, dass man ein paar Tage darüber redet, und dann passiert doch wieder nichts.» Gemeint waren alle: die anderen Fans, die italienische Fussballwelt, die Politik.» (tagesanzeiger-online, Oliver Meiler, 7.4.23, link)
Deutschland
Benjamin Henrichs macht die Hetze gegen ihn öffentlich
«Nach dem Pokalspiel gegen Dortmund zeigt Leipzigs Nationalspieler Henrichs, wie er in sozialen Netzwerken rassistisch und antisemitisch beleidigt wird.»… «In der Nacht zum Donnerstag machte der DFB-Verteidiger in einem sozialen Netzwerk einige «DMs» öffentlich, die er nach dem 2:0 gegen Dortmund erhalten hatte – direkt an ihn adressierte Nachrichten also. «Was geht ab?», fragte Henrichs in einem 40-sekündigen Kurzvideo ins eigene Handy, und reihte dann ein paar dieser Mitteilungen aneinander: «Viel Spaß.» Das ging ihm ironisch und unaufgeregt, und ohne erkennbare Bitterkeit oder Wut über die Lippen – obschon die Beleidigung persönliche Injurien, rassistische und antisemitische Beleidigungen und verhetzende Bemerkungen umfassten. Sie waren auch nicht nur gegen ihn selbst, sondern auch (oder vor allem) gegen seine in Ghana geborene Mutter gerichtet.» (süddeutsche-online, 6.4.23 link)