Dahomey
Königreich Dahomey (1600 – 1894)
Das Königreich Dahomey entstand im 17. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Staates Benin. Der Sitz der Könige war in der Hauptstadt Abomey. Ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor war die Palmölproduktion und der Sklavenhandel. Seit dem 17. Jahrhundert waren die Küstenstädte als
Sklavenhandelszentren bei den Europäern bekannt. Das Königreich Oyo war ein direkter Konkurrent und 1729 wurde Dahomey zu einem Tributzahler, behielt aber seine Unabhängigkeit. 1830 nach dem Niedergang Oyos erreichte Dahomey den Höhepunkt seiner Macht. 1894 wurde das Königreich von Frankreich erobert und 1960 erlangte das Gebiet seine Unabhängigkeit unter dem Namen Republik Dahomey. 15 Jahre später wurde der Name in Republik Benin geändert.
Die Soldatinnen von Dahomey
Die Agoije, eine der weltweit ersten ausschliesslich weiblichen Armeeeinheiten, entstand im Königreich Dahomey. Eine These ist, dass sie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden sind und sich aus Frauen zusammensetzten, die davor als Elefantenjägerinnen tätig waren. Die am meisten vertretene Erklärung ist aber, dass unter der Königin Hangbe Frauen ihre Leibwache bildeten und bereit waren, für ihre Sicherheit zu sterben. Über längere Zeit stellten die Soldatinnen zwischen 5 bis 10 % der Armee dar. Dies änderte sich unter König Ghezo. Während seiner Regierungszeit vergrösserte sich die Zahl von 600 auf 6000 von ca. 17’000 Soldat:innen. Darauf bezieht sich auch der Film «The Woman King» von 2022. Auch Ende des 19. Jahrhunderts kämpften diese Soldatinnen an vordester Front gegen die Franzosen. Ganz allgemein zeichnete sich das Königreich Dahomey durch ein gewisses Geschlechtergleichgewicht aus. So wurden alle offiziellen Rollen mit je einer weiblichen und einem männlichen Amtsinhabenden besetzt.
Bezeichnung dieser Soldatinnen
Die Historikerin Pamela Toler weisst darauf hin, dass die Bezeichnung «Amazonen» ein kolonialistischer ist. “In addition to it being a decidedly colonial reference, you’re sort of reinforcing the idea that they are exceptions, and that no ordinary woman could be larger than life. That’s a very European perspective on these amazing women.”
Restitution:
2021 hat Frankreich 26 Kunstwerke aus dem Königreich Dahomey aus der Königsstadt Abomey an Benin zurückgegeben. Diese zentralen Kunstwerke, u.a. Statuen von Königen, sind 1892 von der französischen Armee gestohlen worden. Bevor die Kunstwerke 2022 nach Benin zurückkehrten, wurden sie in Paris im Museum Quai Branly ausgestellt. Im Zusammenhang mit dem Prozess der Rückgabe hat die Regisseurin Mati Diop einen Dokumentationsfilm Dahomey gedreht, der 2024 den Goldenen Bären gewonnen hat.
Mehr zum Thema Restitution – Dahomey und Material für den Unterricht unter dem Oberthema Provenienzforschung und Restitution auf dieser Webseite Link
Material für den Unterricht:
– Comic von der Unescoseite zu Geschichte afrikanischer Frauen. Link
– Pädagogische Einheit (Englisch) Link
Weiterführende Links:
Geschichte:
– The warriors of this West African kingdom were formidable—and female. Artikel im National Geographics 2022. Link
– The kingdom of Dahomey (Getty Centre) Link
– Auf der Seite «Africankingdoms» gibt es unter «Teaching Aids» interessante Informationen und Links zu Dahomey. Link
– A Level EBook History African Kingdoms: A Guide to the Kingdoms of Songhay, Kongo, Benin, Oyo and Dahomey c.1400 – c.1800 by Toby Green. Link
Kamerun
Kamerun
Kameruns Geschichte
«Vor 1880 waren autonome Königreiche an den Küstenregionen Westafrikas angesiedelt, deren Herrscher komplexe Beziehungen zu Königen im Landesinneren unterhielten. Das gesellschaftliche Gefüge hatte trotz des transatlantischen Sklavenhandels und des Kontakts, der bereits länger mit europäischen Handelsreisenden und Missionaren unterhalten wurde, Bestand. Einen radikalen Wandel löste jedoch der von Europa aus gesteuerte sogenannte Scramble for Africa aus, das Wettrennen um die Aufteilung des Kontinents. Er traf auch das Gebiet Doualas. Die deutschen Händler, die bis dahin in der Region tätig waren, agierten ohne offiziellen Rückhalt des Kaiserreichs. Infolge der zunehmenden Bedeutung des Handels und der schwierigen Beziehungen zu anderen europäischen Mächten wie Frankreich und Großbritannien, die an der westafrikanischen Küste schon einige Stützpunktkolonien besaßen, drängte auch die deutsche Seite – vertreten u.a. durch Kaufleute wie Adolf Woermann (1847–1911), größter deutscher Reeder an der Westküste Afrikas – immer stärker auf die Erwerbung von Kolonien, nicht zuletzt, um den Handelstreibenden ein Schutzgefühl zu vermitteln. Im Vertrauen auf die eigene Macht hielt es dagegen keine der Mikronationen Westafrikas für möglich, kolonisiert zu werden. Jedoch wuchs das Interesse europäischer Staaten und Firmen an territorialer Kontrolle immer stärker – vom Ozean zum Fluss, vom Fluss zum Land und vom Land zum Hinterland.» Ausschnitt aus Atlas der Abwesenheit, S. 30-31.
Kamerun war 1884 – 1919 deutsche Kolonie, danach wurde das Mandat des Völkerbundes unter den Briten und Franzosen aufgeteilt. 1960 wurde Kamerun unabhängig. Die Aufteilung in Britisch-Kamerun und Französisch-Kamerun 1919 hat folgen bis heute und wiederspiegelt sich in der „anglophonen Krise“ zwischen dem frankophonen Zentralstaat und den kleineren anglophonen Landesteilen. Dieser Konflikt seit der Abschaffung des Föderalismus in den 1970er Jahren präsent und eskalierte 2017 in bewaffnete Auseinandersetzungen. Dazu bei bpb
Restitution und Provenienzforschung
In Deutschland findet eine breite Diskussion zum Thema Restitution und Provenienzforschung. In einem grossen Projekt wurde die Situation bezüglich Gegenständen und Ahnen aus Kamerun untersucht. Die Ergebnisse sind im «Atlas der Abwesenheit. Kameruns Kulturerbe in Deutschland» enthalten.
Material für den Unterricht
Auseinandersetzung mit der Geschichte Kameruns und deutscher Kolonialgeschichte anhand des Themas Widerstand
Comic «Widerstand: Drei Generationen antikolonialer Protest in Kamerun»
Mit drei Comic-Reportagen aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen erzählen wir vom kolonialen Erbe in Kamerun. Der Comic wird von der Initiative Perspektivenwechsel herausgegeben. Im Comic werden drei antikoloniale Kämpfe aus Kamerun vorgestellt. Sie erzählen von Kolonialismus aus der Perspektive der Menschen, die sich gegen ihn wehr(t)en und machen das Ausmaß rassistischer Kolonialpolitik Deutschlands (1884 – 1919), Frankreichs (1919 – 1960) und Großbritanniens (1919 – 1960) in Kamerun deutlich.
Kampf gegen rassistische Stadtteilung 1910-1914: In diesem Teil geht es auch um die Geschichte von Duala Manga Bell. Im zweiten Teil Die Anlu-Rebellion 1958-1961 steht die Zeit kurz vor der Unabhängigkeit im Zentrum. Im dritten Teil De-Kolonisierung der Stadt 2013 – heute steht die Frage, wie mit dem kolonialen Erbe in Kamerun umgegangen werden soll im Zentrum.
Den Comic kann hier bestellt werden.
Thema Restitution und Provenienzforschung in Bezug auf Kamerun
«Der Atlas der Abwesenheit: Kameruns Kulturerbe in Deutschland» enthält sehr viel ausgesprochen interessantes Material um auch an Schweizer Schulen über die Frage der Provenienz, Restitution und ganz grundsätzlich über den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit zu diskutieren. Weiteres Material auf dieser Webseite Link.
Das Museum Rietberg verbindet ein langjähriges Kooperationsprojekt mit dem Palastmuseum in Foumban im Kameruner Grasland.
Guinea-Bissau
Guinea-Bissau: Widerstand und Unabhängigkeit
10. September 1974 : Guinea-Bissau erlangt die Unabhängigkeit
Als erste portugiesische Kolonie in Afrika erlangte Guinea-Bissau am 10. September 1974 mit der Anerkennung durch Portugal seine vollständige Unabhängigkeit. Vorausgegangen war ein blutiger Konflikt. Weitere Informationen auf bpb, Artikel vom Sept. 2024.
Amílcar Cabral: Widerstand gegen das portugiesische Kolonialregime
«Die bedeutendste Unabhängigkeitsbewegung in der Region war die Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit von Guinea-Bissau und Kap Verde (Partido Africano para a Independência da Guiné e Cabo Verde, PAIGC), die 1956 als gemeinsames Forum für Befürworter einer staatlichen Eigenständigkeit beider Kolonien gegründet wurde. Guinea-Bissau und die Kapverden verband eine gemeinsame politische und kulturelle Geschichte. Die PAIGC orientierte sich an sozialistischen Ideen und wollte die Kolonien als gemeinsamen Staat in die Unabhängigkeit führen. Chef der Bewegung war Amílcar Cabral.» bpb
Material für den Unterricht
Portrait des Widerstandskämpfers Amílcar Cabral
Amílcar Cabral ist einer von sieben Held:innen des Widerstandes gegen Kolonialregime auf dem afrikanischen Kontinent. Das Projekt von OEW Plus «Revolutionary Stories» stellt Material zur Verfügung. Die sieben Geschichten wurden von Südtiroler:innen mit Migrationsgeschichte geschrieben. Die auf dieser Seite zugänglichen Portraits eignen sich für den Unterricht.
Togo
Togo
Die heutige Republik Togo und der Großteil der Voltaregion der heutigen Republik Ghana bilden gemeinsam die ehemalige deutsche Kolonie Togoland an der westafrikanischen Küste.
Antikoloniale Petitionsbewegung in Togo (1902 – 1914)
Die antikoloniale Petitionsbewegung in Togo ist ein interessantes Beispiel dafür um die «agency» der einheimischen Bevölkerung in einer Kolonie aufzuzeigen und das Darstellungsmuster, «die Kolonisierten» als passiv und einzig reagierend zu zeichnen, zu durchbrechen.
Viola Osswald weist darauf hin, dass sich Kritik am Kolonialismus in den Petitionen grob in drei Stufen einteilen lasse.
Stufe 1: partiell Kritik, indem das Handeln einzelner Kolonialbeamter kritisiert wird. Stufe 2: Kritik am kolonialen System bereits fundamentaler. Die kolonialen Missstände werden argumentativ aufgearbeitet und dargeleget. Stufe 3: Strukturellen Infragestellung des gesamten kolonialen Systems.
„Wir haben nie gutes von irgend Deutsches Kolonie erfahren“ – Ein Einblick in die antikoloniale Petitionsbewegung in Togo (1902–1914), Blogbeitrag von Viola Osswald vom 13.6.2023
Material für den Unterricht
ReMIX. Africa in Translation: Togo Eine fünfteilige Doku-Serie aus den ehemaligen deutschen Kolonien
Welche Rolle spielt die koloniale Vergangenheit für die afrikanische Gegenwart? Mit dieser zentralen Fragestellung sind die Autoren in die ehemaligen deutschen Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent gereist. In dem 36 minütigen Video werden zahlreiche Togoer:innen interviewt und auch historisches Wissen vermittelt.
Kongo
- Königreich Kongo im Mittelalter
- 16. – 18. Jahrhundert
- 19. – 20. Jh.: Belgische Kolonie
- 20. Jh.: Unabhängigkeitsbewegung und Unabhängigkeit
- 1960 – heute: Demokratische Republik Kongo
- Siehe dazu auch unter Beispiele: Ausstellung Fiktion Kongo / Rietbergmuseum: Auseinandersetzung mit der Geschichte in der kongolesischen Kunst.
- Auseinandersetzung Belgiens mit seiner kolonialen Vergangenheit.
Namibia
- Geschichte Namibias bis im 19. Jahrhundert
- Deutsche Kolonie – Genozid an den Nama und Herero
- 1920 – 1989: Südafrikanische Verwaltung
- 1990 – heute: Republik Namibia
Völkermord an den Herero und Nama im 21. Jahrhundert
Seit 2015 hat sich der Austausch zwischen der namibischen und deutschen Regierung intensiviert. Von namibischer Seite her wurde 2015 unter anderem gefordert, endlich den Völkermord anzuerkennen.
Im Januar 2017 reichten Vertreter der Ovaherero und Nama in New York eine Sammelklage gegen die Bundesrepublik Deutschland ein. Die Klage wurde 2019 abgewiesen.
An den weiteren Verhandlungen zwischen der namibianischen und der deutschen Regierung wird v.a. von der Seite verschiedener Opferorganisationen Kritik geübt. U.a. deshalb weil die Vertreter der Nama und Herero nicht in die Verhandlungen einbezogen worden sind.
Architektur nach der Unabhängigkeit
Die Cheikh Anta Diop Bibliothek der Universität Dakar
Freiheitsplatz in Accra, Ghana