Umgang mit Denkmälern
Abreissen, Kontextualisieren, Stehen-lassen, Auf-den-Kopf-stellen!? Debatte zum Umgang mit Denkmälern seit 2020 in D / CH
– Kojo Koram. Those who tore down Colston’s statue helped lead us to the truth about slavery and the monarchy. Guardian, 7.4.23. Link
– Johanna Blokker. Denkmalsturz und Denkmalschutz. Positionen der Denkmalpflege zum Umgang mit Denkmälern des Kolonialismus. bpb, 10.2021. Link
– Jürgen Zimmerer. Kein Denkmal ist für die Ewigkeit. Die Zeit, 4.9.2020. Link
– Gesine Krüger. #Denkmalsturz. Geschichte der Gegenwart. 21.6.2020. Link
– Interview mit Georg Kreis. «Es ist falsch, die Vergangenheit, hier in Form von Statuen, einfach zu eliminieren». Watson, 17.6.2020. Link
– Interview mit Andreas Eckert, Direktor des Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin. Die Denkmäler fallen – Wie sollen wir in Europa damit umgehen? SRF Kultur kompakt, 11.6.2020. Link
Literatur und Links
– Erinnerung partizipativ gestalten. Zivilgesellschaftliche Teilhabe an der Gestaltung öffentlicher Erinnerungskultur in der Schweiz. Anne Schillig, Sebastián Lingenhöle, Gian Knoll. Luzern 2022. Für diese Studie wurden 14 Fallbeispiele untersucht. Link
– Mohamed Mahmoud Mohamedou et Davide Rodogno. Temps, espaces et histoires Monuments et héritage raciste et colonial dans l’espace public genevois : état des lieux historique. 2022. Link
– Global erinnern. Auf digitalen Stadtkarten von Berlin, Bremen, Frankfurt a.M. und Köln können koloniale Geschichten erkundet werden. Link
– Mal-Denken! ist ein digitales Vermittlungsprojekt der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) im Rahmen ihres 75-Jahr-Jubiläums. Auf der Webseite steht: «Im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung und der Frauenstreiks hat sich die kritische Auseinandersetzung mit Denkmälern seit 2019 auch in der Schweiz intensiviert. Im Fokus standen vor allem einzelne Personendenkmäler mit kolonialem Hintergrund. Die SAGW griff die Denkmal-Debatte im Rahmen ihres 75-Jahr-Jubiläums im Jahr 2021 auf mit dem Ziel, sie inhaltlich zu erweitern und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.» Link
– Mediendossier: Debatte über den Umgang mit umstrittenen Denkmälern von Infoclio Link
– Vom «Berg der Schande» bis zu Alfred Escher. Gianna Blum. Blick-online. 19.6.2020. (Artikel und Video, u.a. mit einem Interview mit Hans Fässler.) Link
– Webseite der Stadt Zürich – öffentlicher Raum – Kiör. Allgemein zur Rolle von Denkmälern. Link
Material für den Unterricht:
Lektionenvorschlag: In Bezug auf die Webseite Mal-Denken gibt es auf der Webseite PB-Tools (Zentrum für Demokratie) zwei Lektionsvorschläge für 45-90 Minuten zum Thema Denkmäler. Denkmäler? und Sind Denkmäler für alle da? Der Text zu «Kontroverse Geschichte» gibt interessante Hintergrundinformationen und -überlegungen dazu, wie mit dem Thema im Unterricht umgegangen werden kann/soll.
Denkmäler in der Schweiz: Zürich
Denkmal «Alfred Escher»
Alfred Escher (1819 – 1882) – Denkmal 1889 errichtet.
Im Bericht der Universität Zürich den Bericht «Die Beteiligung der Stadt Zürich sowie der Zürcherinnen und Zürcher an Sklaverei und Sklavenhandel vom 17. bis ins 19. Jahrhundert.» wird aufgezeigt, dass es vielfältige und vor allem wirtschaftliche Bezüge von Zürich und der Zürcherinnen und Zürcher zur Sklaverei gab. In diesem Zusammenhang wird im Bericht auch auf die Verbindungen der Familie Escher zur Thematik hervorgehoben (1819-1882). Obwohl Alfred Escher nicht direkt am Sklavenhandel beteiligt war, wird eine Diskussion über die Statue und die Erinnerung in der Stadt Zürich an die Verstrickungen in den Sklavenhandel empfohlen.
Allgemeine Überprüfung von Zürcher Denkmäler
Im Rahmen dieser Diskussion wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die im Auftrag der Stadt Züricht 80 Denkmäler auf rassistische Bezüge überprüft. 40 Denkmäler wurden von Professor Georg Kreis überprüft. Informationen zu diesem Projekt (Link) und der Bericht von Georg Kreis (Link) auf der Webseite der Stadt Zürich.
Informationen zur Debatte «Umgang mit Denkmälern» in Zürich
«Die öffentlichen Denkmäler der Stadt Zürich», Bericht von Georg Kreis für die Stadt Zürich, 2022. Link
Zur Rolle von Denkmälern auf der Webseite der Stadt Zürich, Kiör Link
Vom «Berg der Schande» bis zu Alfred Escher. Gianna Blum. Blick-online. 19.6.2020. (Artikel und Video, u.a. mit einem Interview mit Hans Fässler.) Link
Debatte um Heldenverehrung: Von Escher bis Allende: 26 Zürcher Statuen auf dem Prüfstand. Martin Huber im Tages-Anzeiger, 8.10.2020. Link
Die Zürcher Denkmäler müssen nicht abgerissen werden – man sollte sie aber in neuem Licht betrachten. Adi Kälin in der NZZ. 21.12.2020. Link
Mal-denken: Debatte, «Muss Escher weg?». Link
Reaktion auf Sklaverei-Studie. Wackelt jetzt die Statue von Alfred Escher? Interview mit Frank Schubert, Mitverfasser der Zürcher Studie zur Sklaverei. SRF, 29.9.2020. Link
Stolpersteine in Zürich
Dank dem Verein Stolpersteine Zürich gibt es auch in Zürich diese Gedenksteine für Opfer des Nationalsozialismus. Auf der Webseite des Vereins kann man lesen, dass «diese Stolpersteine ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig sind, an dem er seit 1992 arbeitet. Sie mahnen mittlerweile in über 20 Ländern in Europa der Opfer des Nationalsozialismus. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.» Auf der Webseite erfährt man, wo und für welche Menschen Stolpersteine in Zürich gesetzt wurden. So z.B. an der Plattenstrasse 68 für Walter Kölliker, der aktiv im faschistischen Widerstand war und 1938 im KZ Sachsenhausen ermordet worden ist. Vom Verein werden auch Materialien für den gymnasialen Geschichtsunterricht zur Verfügung gestellt. Link
Forderung nach einer offiziellen Gedenkstätte
In der Schweiz gibt es rund 54 Shoah-Mahnmale. Diese Mahnmale gehen primär auf privaten Initiativen zurück. Eine offizielle Gedenkstätte gibt es in der Schweiz bisher noch nicht. «Aus unserer Sicht sollte der Bund ein solches Denkmal finanzieren und errichten», sagt Hannah Einhaus. Die Berner Historikerin ist Präsidentin der Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft und macht sich stark für ein offizielles Mahnmal. «Das wäre Ausdruck dafür, dass sich die Regierung zu ihrer historischen Mitverantwortung bekennt.» 2004 trat die Schweiz der Internationalen Holocaust Remembrance Alliance bei. Link
Umbenennung der «Rudolf-Brun-Brücke» in «Frau-Minne-Brücke»
Anfang 2022 wurde von der AL im Zürcher Gemeinderat ein Postulat eingereicht, das Postulats, das die Umbenennung nicht nur der Rudolf-Brun-Brücke in «Frau-Minne-Brücke», sondern auch der Brunngasse in «Moses-ben-Menachem-Gasse» fordert. Frau Minne, so begründet das Postulat, sei «Stammmutter einer von den Verfolgungen betroffenen wichtigen Familie», ihr Sohn Moses «Verfasser eines wichtigen jüdischen Gesetzeskommentars», des «Zürcher Semaks». 1349 wurde in Zürich die Mehrheit der 400 Jüdinnen und Juden verbrannt. Rudolf Brun war zu dieser Zeit Zürcher Bürgermeister. Die Rudolf-Brun-Brücke heisst seit 1951 nach dem mittelalterlichen Bürgermeister.
Im Postulat steht: «a) Durch die Umbenennung der Rudolf-Brun-Brücke Brücke nach der jüdischen Stammmutter «Frau Minne» wird stellvertretend die einst wichtige jüdische Gemeinschaft Zürichs, die verfolgt und weitgehend ausgelöscht wurde, geehrt. Zudem wird dem Desiderat, vermehrt die Leistung von Frauen im Stadtbild ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, entsprochen. Das Interesse, an einem zentralen Ort in Zürich an die jüdische Gemeinschaft im Mittelalter zu erinnern, überwiegt vor der Würdigung eines diktatorischen Bürgermeisters.»
Ende 2022 hat der Zürcher Gemeinderat das Postulat abgelehnt.
Zum historischen Hintergrund siehe z.B. der Artikel von Willi Wotreng in der WOZ. Link
Denkmäler in der Schweiz: Neuenburg
David De Pury (1709 – 1786) und sein Denkmal in Neuenburg
Auf dem Platz Pury im Herzen Neuenburgs steht eine Statue von David De Pury. De Pury war als Kaufmann, Bankier, Diamanten- und Sklavenhändler tätig. Bei seinem Tod vermachte er sein riesiges Vermögen der Stadt Neuenburg. Mit De Purys Erbe finanziert die Stadt u.a. den Bau eines Abwasserkanals, eines Gymnasiums, der ersten öffentlichen Bibliothek der Schweiz sowie eines Spitals. Dementsprechend gilt De Pury gemeinhin als ein «Wohltäter Neuenburgs».
Das Denkmal wurde erst 1855 aufgestellt, 70 Jahre nach dem Tod De Purys.
Insbesondere seit den BLM-Demonstrationen 2020 steht die Statue im Zentrum einer Diskussion über den Umgang mit Denkmälern in der Schweiz und spezifisch in Neuenburg. So wurde 2020 eine Online-Petition, welche die Entfernung der Statue fordert, beim Grossrat eingereicht.
Umbennenung des Espace Louis Agassiz in Espace Tilo Frey
Der Platz in Neuenburg, der seit 2019 Espace de Tilo-Frey heisst, war zuvor nach einem Schweizer Naturwissenschaftler, Rassentheoretiker und Segregationisten benannt gewesen. Hans Fässler setzte sich zum Beispiel seit langem für die «Demontage» von Louis Agazzi ein. Als 2018 bekannt wurde, dass der Platz nach Tilo Frey umbenannt werden sollte, kam es zu einer Diskussion in den Medien. Jovita dos Santos Pinto schreibt, dass «Tilo Frey im Hintergrund (stand). Mit Ausnahme eines einzigen Kommentars der Gleichstellungsbeauftragten von Neuenburg, ging es in der Debatte um Louis Agassiz. Damit wurde in dieser Auseinandersetzung mit Kolonialgeschichte erneut eine weisse Männlichkeit ins Zentrum gestellt und dadurch eine Epistemologie fortgeschrieben, in der nichtweisse und nichtmännliche Menschen kaum als historische Subjekte imaginiert werden.»
Informationen zu De Pury und dem Denkmal in Neuenburg
– Mal-Denken: David De Pury (Informationen / Fotos)
– Blutgeld und zwischen Vieh gepferchte Hausangestellte. Silvia Süess. WOZ, 18.09 2014. Link
– Beitrag Schweiz aktuell, 15.6.2020 zum Thema Neuenburg, De Pury, Tilo Frey. Link
– Die Schwarze Seite von Neuenburg: Interview mit Hans Fässler auf SRF, 30.11.2013 Link
– Kapitel «Mächtige und Bevollmächtigte». In: Reise in Schwarz-Weiss. schweizer Ortstermine in Sachen Sklaverei. Hans Fässler. Zürich 2005.
– Zur Chronologie der Kampagne «Démonter Louis Agassiz (1807-1873)» von Hans Fässler siehe Link und Link
– Artikel zu Tilo Frey, siehe hier auf der Webseite unter Schwarze Schweiz.
Eignet sich zum Einsatz im Unterricht:
– Blutgeld und zwischen Vieh gepferchte Hausangestellte. Silvia Süess. WOZ, 18.09 2014. Link
– Beitrag Schweiz aktuell, 15.6.2020 zum Thema Neuenburg, De Pury, Tilo Frey. Link
Denkmäler in UK: Colston in Bristol
«BLM protesters in Bristol were accused, in 2020, of ‘erasing history’. Now we know they have flooded it with light.» Kojo Koram, guardian April 23
Statue des Sklavenhändlers Edward Colston in Bristol
1. Ebene (17. – 18. Jh.) Edward Colston und der Sklavenhandel
Edward Colston war ein britischer Sklavenhändler, der an der Versklavung von mehr als 80’000 Menschen beteiligt war. Er war ein aktives Mitglied der Royal African Company (zwei Jahre lang der stellvertretende Gouverneur). Die RAC besaß ab 1662 in England u.a. das Monopol für den Handel mit Sklaven an der Westküste Afrikas. In seiner Heimatstadt Bristol trat Colston immer wieder mit grossen Spenden zur Förderung von Schulen, Kirchen, Kranken- und Armenhäusern in Erscheinung.
2. Ebene (19. Jh.) Errichtung der Statue 1895
Die Errichtung der Statue 1895 war schon damals umstritten. Sie wurde so plaziert, dass sie u.a. Richtung der Docks schaut, von denen früher die Sklavenschiffe abgelegt hatten.
3. Ebene (1990er – 2022)
– Widerstand 1990er Jahre
– 2019 scheiterte der Versuch, eine Gedenktafel am Sockel der Statue anzubringen, da die Kaufleutevereinigung, der Colston seinerzeit angehört hatte, darauf bestanden, dass die Beteiligung Colstons am Sklavenhandel relativiert werden sollte.
– 7. Juni 2020 wurde die Statue Colstons gestürtz und im Wasser versenkt. Am 15. Juli 2020 wurde eine Statue einer BLM-Demonstrantin auf dem Sockel aufgestellt (ohne Genehmigung). Jan. 2022 wurden vier Menschen, die am Sturz der Colstonstatue beteiligt waren, freigesprochen.
– 2022 wurde von der Stadt Bristol beschlossen, dass die aus dem Wasser geborgene und beschädigte Statue in diesem Zustand in einem Museum ausgestellt werden soll.
– 2024: Ab März wird die Statue Teil einer Ausstellung im M Shed sein, die sich mit dem Thema Protest beschäftig. Die zuständige Historische Kommission in Bristol hat für die Gedenktafel am Sockel der Statue folgenden Text vorgeschlagen:
The proposed wording for the plaque was recommended by the History Commission and reads:
«On 13th November 1895, a statue of Edward Colston (1636 – 1721) was unveiled here celebrating him as a city benefactor.
«In the late twentieth and early twenty-first century, the celebration of Colston was increasingly challenged given his prominent role in the enslavement of African people.
«On 7th June 2020, the statue was pulled down during Black Lives Matter protests and rolled into the harbour.
«Following consultation with the city in 2021, the statue entered the collections of Bristol City Council’s museums.»
Über die Formulierung herrscht noch keine Einigkeit. BBC, 22.2.24
Umgang in UK mit Denkmälern
Bereits im ersten Jahr nach dem Beginn von Black Lives Matter 2020 wurden in den UK ca. 70 Denkmäler, die mit dem Sklavenhandel zu tun hatten, umbenannt oder entfernt.
«Scores of tributes to slave traders, colonialists and racists have been taken down or will be removed across the UK, a Guardian investigation has found, with hundreds of others under review by local authorities and institutions. In what was described by historians as an “unprecedented” public reckoning with Britain’s slavery and colonial past, an estimated 39 names – including streets, buildings and schools – and 30 statues, plaques and other memorials have been or are undergoing changes or removal since last summer’s Black Lives Matter protests.» guardian 29.1.21.
Material für den Unterricht
We argue over statues, yet history shows they’re really all about power. Interessanter Artikel von Mary Beard, Professorin für Geschichte der Antike, im Guardian (28.9.21), in dem sie über den Umgang mit Denkmälern seit der Antike schreibt.
Webseite des Bristol Museum. Das Museum machte eine Ausstellung, in der die Besucher:innen befragt wurden, was weiter mit der Statue geschehen solle. Über die Ergebnisse, kann man sich auf der Webseite des Museum informieren.
Kurz nach dem Sturz der Colston-Statue wurde die Statue einer BLM-Aktivistin auf dem leeren Sockel aufgestellt (z.B. Guardian). Die Stadt als Besitzerin des Sockels liess wenige Tage später, die neue Statue wieder entfernen (z.B. BBC). An dieser Stelle kann sowohl über die neue Statue selber, deren Künstler sowie die Reaktion der Stadt mit den Schüler:innen diskutiert werden.
Path of resistance: a timeline of protest against Edward Colston von Damien Gayle in the guardian (Jan. 2022)
Those who tore down Colston’s statue helped lead us to the truth about slavery and the monarchy. Kojo Koram, guardian, 7.4.23.
Siehe die vorgeschlagene Formulierung für eine Plaquette am Sockel der Statue. Darüber wird aktuell in Bristol diskutiert. Darüber könnte auch mit Schüler:innen diskutiert werden. Siehe oben Artikel im BBC.
Denkmäler in den USA: Konföderierten-Statuen
Statue des Südstaatengenerals Robert E. Lee in Charlottesville
Die Statue von Robert E. Lee stand im Fokus des tödlichen Aufmarsches von Neonazis 2017 in Charlottesville. Über den Süden der USA verteilt gibt es zahlreiche weitere Statuen des Generals sowie allein 70 Schulen, de nach ihm benannt sind.
1. Ebene: Bürgerkrieg USA (1860er-Jahre)
2. Ebene: Enstehung der Statue (1917 – 24)
Die Statue wurde 1917 in Auftrag gegeben und 1924 aufgestellt. Die Entstehung dieses Denkmals fällt in die Zeit, in der die grosse Mehrheit der Denkmäler der Konföderierten entstanden ist. Sie fällt in die Zeit der zunehmenden Rassentrennung und dem Höhepunkt der Lynchmorde in den USA. (Statistik siehe Link)
3. Ebene: Der Weg zur Entfernung der Statue (ab 2015)
Seit 2015 gibt es eine intensive Debatte darüber, wofür die Konföderierten wirklich stehen und wie mit der Geschichte der Sklaverei in der USA umgegangen werden soll. Aus Sicht der konservativ-südlichen Interpretation für den Kampf um Unabhängigkeit oder für einen Kampf für die Erhaltung der Sklaverei. Ausgelöst wurde diese Debatte durch die Ermordnung von neun Schwarzen Menschen in einer Babtistenkirche durch einen weissen Rassisten. Im Zuge dieses Verbrechens wurden bis 2017 ca. 60 vom Staat finanzierten Symbole der Konföderierten demontiert oder umbenannt.
Diese Debatte wurde auch in Charlottesville geführt. 2016 ergriff die Schülerin Zyahna Bryant die Initiative und lancierte (eine Klassenarbeit) eine Petition, mit der sie die Entfernung der Statue des Südstaaten-Generals verlangte.
Die grosse Unterstützung dafür zeigt sich darin, dass der Stadtrat bereits im Februar 2017 mit knapper Mehrheit im Februar 2017 für die Entfernung der Statue von Robert E. Lee stimmte. Im Mai wurde eine Klage gegen die Entfernung der Statue eingereicht und im Mai 2017 kam es zu einem ersten Aufmarsch von Rechtsextremen mit Fackeln um die Statue herum. Die Anlehnung an einen Aufmarsch des Ku Klux Klans dürfte nicht zufällig gewesen sein und wurde hart verurteilt (siehe auch die Entstehungszeit der Statue). Wenige Wochen später kam es zu einem grösseren Aufmarsch von rechtsextremen Gruppen in Charlottesville. Gleichzeitig fand am 12. August eine Gegendemonstration statt. Einer der Rechtsextremen fuhr in eine Gruppe Gegendemonstrierende und tötete ein Frau und verletzte 19 weitere Menschen z.T. schwer. Die Aussage des damaligen Präsidenten D. Trump, dass es auf beiden Seiten «fine people» gegeben habe, sorgte weltweit für Entsetzen und löste eine grosse innenpolitische Kontroverse aus.
2019 fiel das Urteil des zuständigen Richters dahingehend aus, dass die Statuen als «war memorials» geschützt seinen und nicht entfernt werden dürfte. Dieses Urteil wurde vom Supreme Court (Virginia) aufgehoben und die Entfernung der Statuen als rechtmässig erklärt. 2021, mehr als vier Jahre nach dem ursprünglichen Beschluss ist es dann soweit, die Statue von General Lee sowie eine weitere von Südstaatengeneral Jackson werden abgebaut. Im Dezember 2021 spricht sich der Stadtrat von Charlottesville dafür aus, dass die Statue an das lokale «African American heritage centre» gehen solle, wo aus dem Material ein neues Kunstwerk für den öffentlichen Raum entstehen soll.
Memorial to Enslaved Laborers der Universität of Virginia in Charlottesville
In den Jahren 2007 bis 2010 begann entstand die Initiative, die 2020 zur Errichtung dieses Denkmals, das an die versklavten Menschen, die im 19. Jahrhundert die Universität bauten, erinnert. Weitere Informationen dazu unter Link
Allgemein Denkmäler zum Gedenken an die versklavten Menschen in den USA
Es gibt inzwischen einige Denkmäler in den USA, die an die versklavten Menschen erinnern. Eine Auswahl solcher Momumente findet man auf der folgenden Webseite slaverymonuments.org
Ein weiteres eindrückliches Denkmal ist das Texas African American History Memorial in Austin, Texas. Im zentralen Bereich wird der Juneteenth in Texas thematisiert, der Tag an dem 1865 die Sklaverei abgeschafft worden ist.
Links und Literatur
– Helmut Walser Smith. Ungeliebte Denkmäler. Über Kriegsdenkmäler der Konföderierten und Denkmäler für die Vertriebenen. In: Geschichte der Gegenwart, 31.3.2021.
– Kevin Drum. The Real Story Behind All Those Confederate Statues. Mother Jones, 15.8.2017.
– Christof Mauch. Der Bürgerkrieg und das Erbe der Sklaverei. bpb 2021
– Bericht SRF über Denkmalstürze: Selbst der amerikanische Entdecker wird nicht verschont. 1,5 Minuten Link
Material für den Unterricht
In seinem Artikel «Ungeliebte Denkmäler» stellt Helmut Waser Smith die folgenden Fragen, die sich auch für eine Diskussion im Geschichtsunterricht eignen: