Der «Neue Historikerstreit»
Worum geht es?
Podien und Diskussionen 2022 – 2023
Material für den Unterricht
Worum geht es?
Podien und Diskussionen 2022 – 2023
Material für den Unterricht
Der linksliberale Philosoph Jürgen Habermas zeigte auf, dass konservative deutsche Historiker, allen voran Ernst Nolte, den Holocaust relativierten. Dies vor allem mit der Behauptung, dass der von den Nationalsozialisten verübte Genozid lediglich eine Reaktion auf und ein Kopieren der unter Stalin begangenen Verbrechen gewesen sei. Die Argumentation von Habermas setzte sich durch. Seine Position, dass der Holocaust einzigartig war und auf der unbestreitbaren deutschen Verantwortung der Deutschen für den Genozid fusst, wurde zum Fokus in der Erinnerungskultur im wiedervereinigten Deutschland.
Anders als in Bezug auf den Historikerstreit aus den 1980er Jahren, bezeichnen die beiteiligten Wissenschaftler:innen die Debatten in Bezug auf die Zeit seit 2020 nicht selber als «Neuen Historikerstreit» oder «Historikerstreit 2.0». Es handelt sich dabei um Bezeichnungen, die vorwiegend im Feuilleton benutzt werden. Zusätzlich werden mit diesen Bezeichungen oft nur ein Ausschnitt der breitgefächterten Debatten bezeichnet. Insbesondere in den ersten ein bis zwei Jahren, wurde dieser «Historikerstreit» vorwiegend im Feuilleton ausgetragen.
2020 konnte man die Debatte im Zusammenhang mit dem Philosophen und politischen Theoretiker Achille Mbembe verfolgen. Zu diesem Zeitpunkt taucht der Begriff «Historikerstreit 2.0» zum ersten Mal auf.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, warf dem Philosophen und politischen Theoretiker Achille Mbembe Antisemitismus vor. So habe Mbembe u.a. einen Vergleich zwischen dem südafrikanischen Apartheidsystem und dem Holocaust gezogen. Dieser Vergleich verbiete sich «angesichts der beispiellosen Verbrechen in der NS–Zeit und insbesondere angesichts der historischen Verantwortung Deutschlands». Der Holocaust werde auf diese Weise relativiert und das Existenzrecht Israels infrage gestellt.
In der Süddeutschen wird die folgende Aussage Mbembes festgehalten: «Ich respektiere die deutschen Tabus, aber es sind nicht die Tabus aller anderen Menschen auf der Welt. Und dasselbe gilt für die deutsche Schuld.» Mbembe sieht in dem Kampf gegen den globalen Antisemitismus eine Menschheitsaufgabe, aber er behält sich das Recht vor, auf andere Gewalterfahrungen zu verweisen, auf die deutsche Kolonialherrschaft, globale Ausgrenzungstechniken, Lager, Entrechtete.» In einem Artikel Mbembes in der Zeit weist der Autor u.a. den Vorwurf, den Holocaust «verharmlosen» zu wollen vehement zurück, betont die Bedeutung des Kampfes gegen den Antisemitismus und den Neonazismus und schreibt, dass «das Existenzrecht Israels grundlegend für das Gleichgewicht der Welt» sei.
Einerseits findet die Position Kleins in zahlreichen deutschen Zeitungen Unterstützung, andererseits ist die Unterstützung Mbembes aus dem Ausland gross, so verfassten z.B. 700 afrikanische Intellektuelle einen offenen Brief an Angela Merkel.
Die Frage nach der Vergleichbarkeit und Einzigartigkeit des Holocausts steht im Zentrum dieses sogenannten neuen Historikerstreits.
Literatur
Verheerende Folgen für den Wissenschaftsstandort Deutschland? Postkolonialismus und die Causa Mbembe. Andreas Eckert, Zeitgeschichte-online 2021 Link
Artikelliste auf Serdargunes› Blog. Wer zuerst… sagt, hat gewonnen: Die Achille Mbembe Debatte – Eine Artikelliste. Link
Chronologie im Perlentaucher: Link
Für den ganzen Zeitraum (2020 – 2023): Ausführliche Artikelübersicht: Memory debates: Erinnerungskultur, Holocaust, Historikerstreit, (Post-)colonialism auf Serdargunes› Blog: Link
Das Buch von Michael Rothbergs «Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung» wurde in Deutschland 2021 kritisch aufgenommen. So wurde Rothenberg z.B. vorgeworfen, dass diese «multidirektionale» Gedenkkultur zu einer Auslöschung der Unterschiede zwischen dem Holocaust und den kolonialen Verbrechen sowie der Preisgebung der Beispielslosigkeit des Holocausts führen würde. Andererseits wurde darauf hingewiesen, dass gerade diese multidirektionale Erinnerung dazu beitragen könnte, nicht in der Sackgasse einer Opferkonkurrenz zu enden habe.
In der nun folgenden Debatte stehen folgende Fragen im Zentrum:
– Bedeutung und Position des Gedenkens an den Holocaust in Deutschland.
– Ist ein Vergleich mit anderen Genoziden sowie die Erweiterung der Gedenkkultur sinnvoll?
– oder führt das dazu, dass die Singularität verneint wird und somit der Holocaust verharmlost wird. Kommt es dabei sogar zu einem Angriff von der postkolonialen Linken und der libertären Rechten auf die Bedeutung des Gedenkens an den Holocaust?
– Muss die Gedenkkultur in Deutschland nicht auch die Veränderung in der Zusammensetzung der Gesellschaft widerspiegeln?
Der Text «Der Katechismus der Deutschen» von Dirk Moses veröffentlicht im Mai 2021 von Geschichte und Gegenwart führte zu einer Intensivierung der Debatte.
Meron Mendel in einem Interview vom 1.4.21: „Jedes historisches Ereignis ist vergleichbar“, betont Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main und nimmt auch den Holocaust davon nicht aus. Trotzdem bleibe der Holocaust als Ereignis singulär und sei daher mit keinem anderen historischen Ereignis gleichzusetzen.»
Literatur: Sammelbände, Rückblick auf die Debatte
Einen Rückblick auf die Debatte auf bpb ( April 2022): Holocaust, Kolonialismus und NS-Imperialismus. Wissenschaftliche Forschung im Schatten einer polemischen Debatte von Frank Bajohr und Rachel O’Sullivan
Inzwischen wurden zahlreiche Debattenbeiträge und Positionen in Sammelbänden publiziert. Zwei dieser Publikationen sind Jenseits von Mbembe. Geschichte, Erinnerung, Solidarität, herausgegeben von Matthias Böckmann, Matthias Gockel, Reinhart Kößler und Henning Melber im Oktober 2022, und der Band Historiker streiten. Gewalt und Holocaust – die Debatte, herausgegeben von Susan Neiman und Michael Wildt im September 2022.
Rezension zu den zwei Sammelbänden: Thomas Pegelow Kaplan: Rezension zu: Neiman, Susan; Wildt, Michael (Hrsg.): Historiker streiten. Gewalt und Holocaust – die Debatte. Berlin 2022. Böckmann, Matthias; Gockel, Matthias; Kößler, Reinhart; Melber, Henning (Hrsg.): Jenseits von Mbembe. Geschichte, Erinnerung, Solidarität. Berlin 2022. H-Soz-Kult 2023. Link
Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus – Alte und neue Definitionen – Eine Artikelsammlung Link. Serdargunes› Blog
Literatur: Auswahl an Texten aus dem Feuilleton (2021), Podien
Zimmerer, Jürgen und Michael Rothberg. Enttabuisiert den Vergleich. Die Zeit. 14.4.2021. Link
Moses, Dirk. Der Katechismus der Deutschen. Geschichte der Gegenwart. 23.5.2021 Link
Kaube, Jürgen. Die Gleichmacher. FAZ. 14.6.2021. Link
Frei, Norbert. Was sie stört. Süddeutsche. 17.6.2021. Link
Friedländer, Saul. Ein fundamentales Verbrechen. Zeit-online, 7.7.21. Link
Conrad, Stefan. Erinnerung im globalen Zeitalter: Warum die Vergangenheitsdebatte gerade explodiert. Merkur. 26.7.2021. Link
Ribi, Thomas. Die Globalisierung verändert die Vergangenheit – das zeigt die Debatte um Holocaust und Kolonialismus. NZZ. 30.8.2021. Link
Habermas, Jürgen. Der neue Historikerstreit. Philosophie Magazin. 9.9.2021. Link
Michael Rothberg. Holocaust und Kolonialismus: Wissenschaftler müssen vergleichen. Berliner Zeitung vom 8.2.22 Link
Chronologie im Perlentaucher Link
Beispiellos oder vergleichbar? – Der Streit um das Holocaust-Gedenken. Diskussion auf SWR2 vom 18.1.2022: Gregor Papsch diskutiert mit
Prof. Dr. Norbert Frei, Historiker, Universität Jena
Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Historikerin, Universität Frankfurt a.M. und Direktorin des Fritz Bauer Instituts
Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Historiker, Universität Hamburg und Leiter der „Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe»
2022 ist u.a. geprägt durch die Debatte im Zusammenhang mit der documenta 15 und dem Skandal um antisemitische Darstellungen u.a. im Werk «peoples justice» von Taring Padi.
Andererseits wurde z.B. an der Tagung im Juni 22 Hijacking Memory. Der Holocaust und die Neue Rechte die Debatte unter 40 Wissenschaftler:innen geführt. Im Zentrum stand das Thema des Missbrauch der Erinnerung und den Kampf gegen Antisemitismus. Artikel dazu in der SZ «Ein fairer Streit, endlich»
Symposium: Kontroverse documenta fifteen – Hintergründe, Einordnungen und Analysen, Hochschule für bildende Künste, Hamburg, Feb. 23. Keynote: Ambiguitätstoleranz auf dem Prüfstand. documenta fifteen und die jüdische Frage, Natan Sznaider, Mittschnitt Link
Zu weiteren Podien und Tagungen 2022 und 2023 siehe unten.
«Es geht eben wirklich um etwas»: Leiden die Deutschen an «kolonialer Amnesie»? Konkurriert die Erinnerung an die Kolonialverbrechen mit dem Holocaust-Gedenken? Und was ist schiefgelaufen bei den Verhandlungen um Wiedergutmachung in Namibia? Ein Gespräch mit dem Historiker Jürgen Zimmerer. Interview: Markus Flohr und Frank Werner für Zeit-online, 29.9.23 Link
Im November 2021 begann eine Online-Veranstaltungsreihe unter dem Titel «Erinnern als höchste Form des Vergessens? Der Holocaust im Diskurs des 21. Jahrhunderts». Alle Links finden sich unter: www.linktr.ee/erinnern2021. Der Sammelband von 2023 siehe unter Literatur unten.
Januar 2024: taz Talk zu Erinnerungskultur Historikerstreit 2.0. Was wollen wir erinnern? Ein taz-Gespräch mit Lars Rensmann und Ingo Elbe zur deutschen Erinnerungskultur. Link, Aufzeichnung auf Youtube
Oktober 2023: unter den linden: Der neue Historikerstreit – Erinnerungskultur im Postkolonialismus. Prof. Michael Wolffsohn, Historiker und Publizist , Prof. Jürgen Zimmerer, Historiker. Aufzeichnung auf youtube
Lindner, Urs. Wege aus der Dichotomie (Postkolonialismus und Shoa-Forschung). Taz 2.4.24.
Literatur:
– «Erinnern als höchste Form des Vergessens? (Um-)Deutungen des Holocaust und der „Historikerstreit 2.0“. Hsg. Stephan Grigat, Jakob Hoffmann, Marc Seul und Andreas Stahl. 2023 Verbrecher Verlag.
– Meron Mendel. Über Israel reden Eine deutsche Debatte. Kiepenheuer und Witsch 2023.
– Meron Mendel. Singularität im Plural. Kolonialismus, Holocaust und der zweite Historikerstreit. Weinheim Basel 2023.
– Jürgen Zimmerer Hsg.. Erinnerungskämpfe. Neues deutsches Geschichtsbewusstsein. Reclam 2023.
– Jens-Christian Wagner. Historikerstreit 2.0? Zur Debatte um das Wechselverhältnis zwischen Shoah- und Kolonialismus-Erinnerung. Stiftung Gedenkstätten 2022. Link
– Charlotte Wiedmann. Den Schmerz der Anderen begreifen – Holocaust und Weltgedächtnis. 2022.
– Natan Sznaider. Fluchtpunkte der Erinnerung Über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus. bpb 2022. Link
Thema der Konferenz: «Die Diskussionen um die Gleichzeitigkeit einer kollektiven Erinnerung an den Holocaust und den Kolonialismus werden in der bundesdeutschen Öffentlichkeit derzeit unter dem Schlagwort Historiker*innenstreit 2.0 verhandelt. Rund um das Konzept einer Multidirektionalen Erinnerung (Michael Rothberg) wird die grundsätzliche Frage nach der Präzedenzlosigkeit des Holocaust wieder neu gestellt. Zur Disposition steht zudem, wer sich an der Gestaltung einer pluralen Erinnerungskultur in Deutschland beteiligen darf und wessen Perspektiven zählen. Die Konferenz hat zum Ziel, jenseits von Opferkonkurrenzen die Frage zu erörtern, wie es angesichts der deutschen Geschichte und postmigrantischer Realitäten möglich ist, eine inklusive Erinnerungskultur zu gestalten.» Link
Ausführlicher Tagungsbericht (11 Seiten) von Katharina Trittel Link
Die ganze Tagung kann als Mitschnitt auf youtube geschaut werden: Link
Konferenz mit der Bildungsstätte Anne Frank. 19. und 20. Juni 2023. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Thema (Post-)Kolonialismus. Denn die Fragen nach der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit, ihren realen Folgen in der Gegenwart und die Beziehung von Holocaust und Kolonialismus in der kollektiven Erinnerung sind zentral und müssen jetzt – jenseits von Opferkonkurrenzen – geführt werden. Link
Die folgenden Texte stammen vom Twitter-Account der Bildungsstätte Anne Frank (gepostet 19.6.23)
Teresa Koloma Beck macht in ihrer Keynote auf eine große Schwierigkeit der Debatte aufmerksam: Die Begegnung zweier sehr unterschiedlicher Perspektiven. Die der Nachfahren der Opfer & die der Nachfahren der Täter*innen. Und diese Perspektiven haben ungleich viel Einfluss.
«Die Perspektive der Unterdrückten & ihrer Nachfahren gilt als kompromittiert: Oft heißt es, für eine nüchterne Analyse fehle ihr die Distanz. So sind es ausgerechnet die Täter*innen & ihre Nachfahren, die Unbefangenheit für sich beanspruchen können», so Teresa Koloma Beck.
Teresa Koloma Beck weist darauf hin, dass der Erinnerungsdiskurs unter asymmetrischen Bedingungen stattfindet: “Vielleicht sitzen wir alle am selben Tisch, doch während einige zwischen Sitzgelegenheiten wählen und wechseln können, sitzen andere auf wackeligen Hockern.”
Die Keynote kann hier angeschaut werden
Podium: Synergie vs. Konkurrenz: Postkolonialismus und Holocausterinnerung mit Micha Brumlik, María do Mar Castro Varela, Verena Haug, Jürgen Zimmerer, Moderation: Meron Mendel
Zentrale Frage für das fünfköpfige Podium: Wenn es theoretisch keine Konkurrenz geben müsste, warum tritt sie immer wieder in Diskursen auf?
Jürgen Zimmerer sagt, es gibt ein Ungleichgewicht in der Erinnerung an Holocaust und Kolonialismus: “Es ist keine Konkurrenz, sondern umkämpfte Erinnerung, weil beide gegen gesellschaftliche Widerstände erkämpft werden müssen. Und die Widerstände konzentrieren sich jetzt stärker auf den Kolonialismus, weil es bisher für Politiker der Mitte nicht möglich ist, den Holocaust in Frage zu stellen oder zu leugnen. Deshalb konzentrieren sich die revisionistischen Debatten auf den Kolonialismus”
Das Thema war auch am und parallel zum Historikertag in Leipzig auf zwei Podien präsent.
Die Debatte um Kolonialismus und Holocaust revisited, moderiert von C. Emcke und M. Wildt. Link
Erinnerungskämpfe. Neues deutsches Geschichtsbewusstsein. Diskussion von J. Zimmerer mit Autor:innen des neuen Buches mit demselben Namen. Link
Podium im Theater Kampnagel iLink
Moderation: Jürgen Zimmerer und Tania ManchenoMeron Mendel und Dirk Mosse diskutieren u.a. über den Text «Katechismus der Deutschen»
DFL, 27.9.23 zur Diskussion: Neuer Historikerstreit? Meron Mendel und Dirk Moses diskutieren über Holocaust. Alex Schröders siebenminütiger Rückblick auf die Diskussion, in der z.T. die Wogen hoch gingen. Link
Auf der Webseite der KZ-Gedenkstätte Neugamme gibt es umfangreiche Unterlagen zum Thema «Verflechtungen zwischen kolonialem und rassistischem Denken und Handeln im Nationalsozialismus».
Unter dem Titel «Thema und Ziel» steht:
«Im Rahmen des Projekts wurden Online-Materialien für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit entwickelt. Mit dem Schwerpunkt auf Biografien von People of Color legen diese Materialien Verflechtungen zwischen kolonialem und rassistischem Denken und Handeln im Nationalsozialismus frei und verknüpfen damit die bis heute weitgehend voneinander getrennten Geschichtsnarrative zu Kolonialismus und Nationalsozialismus. Die Geschichte des Nationalsozialismus wird auf diese Weise in einen transnationalen und globalgeschichtlichen Kontext eingebettet. Die Materialien sollen zu einer rassismuskritischen Sensibilisierung beitragen und Anstöße für eine multiperspektivische und inklusive Erinnerungskultur geben.» Link zu den Materialien
Zur Frage nach einer Verbindung von kolonialen Verbrechen, z.B. in Namibia, und dem Holocaust siehe z.B. Jonas Kreienbaum auf bpb. Dieser Text (10.2021) bietet einen guten Einstieg in diese Thematik. Link
Stolpersteine in Berlin: Martha Ndumbe Link
Zitate aus der Diskussion «Beispiellos oder vergleichbar?» Der Streit um das Holocaust-Gedenken. Diskussion auf SWR2 (2021)
„Wir brauchen eine Erweiterung der Erinnerungskultur. Man kann die Singularität der Shoah herausstellen und trotzdem sagen: es gibt Vorläufer auch im Kolonialismus.“
Prof. Jürgen Zimmerer, Globalhistoriker, Universität Hamburg
„Hinter der Behauptung vom angeblichen Tabu des Vergleichs steht das Interesse, die Besonderheit des Holocaust im Verhältnis zu anderen Verbrechen des 20. Jahrhunderts einzuebnen.“
Prof. Sybille Steinbacher, Historikerin, Universität Frankfurt
– Singularität im Plural. Kolonialismus, Holocaust und der zweite Historikerstreit. Hsg. Meron Mendel. 2023. Link
– Saba-Nur Cheema. Erinnern ohne Konkurrenz. Shoah und Kolonialismus in der historisch-politischen Bildungsarbeit. In: Erziehungswissenschaften dekolonisieren. Theoretische Debatten und praxisorientierte Impulse. Hsg. Yaliz Akbaba und Alisha M.B. Heinemann. Weinheim 2023. S. 388 – 396. Link
– Frank Bajohr, Rachel O’Sullivan. Holocaust, Kolonialismus und NS-Imperialismus Wissenschaftliche Forschung im Schatten einer polemischen Debatt. bpb 2022. Link «Ist der Holocaust singulär oder gibt es Kontinuitätslinien zwischen Kolonialismus und Holocaust? Diese Frage hat in den letzten Jahren um einen Streit in der Ausrichtung der deutschen Erinnerungskultur geführt. Dabei vertreten beide Seiten erinnerungskulturelle Anliegen, die sich keineswegs ausschließen.» Eine längere Version dieses Beitrags erschien zuerst in der Zeitschrift «Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (Band 70 Heft 1)»
– Geschichten im Wandel. Neue Perspektiven für die Erinnerungskultur in der Migrationsgesellschaft. Hg. Viola B. Georgi, Martin Lücke u.a. Transcrip 2022.
– Charlotte Wiedmann. Afrikanische Perspektiven auf Holocaust und Erinnerung. Ein Essay über Weltgedächtnis, Prestige und Opferhierarchien. Geschichte und Gegenwart 2022. Link
– Jonas Kreienbaum. Koloniale Ursprünge? Zur Debatte um mögliche Wege von Windhuk nach Auschwitz. bpb 2021. Link