Globale Schweiz – Postkoloniale Schweiz
Wo findet Schweizer Geschichte statt?
Schweizer Geschichte findet einerseits auf dem nationalen Territorium statt, andererseits aber genauso im internationalen, aussereuropäischen Raum. Während der letzten Jahre wurde immer häufiger auf die internationale Vernetzung der Schweiz hingewiesen. Es geht darum die internationalen Netzwerke der Vergangenheit genauer anzuschauen und in einem zweiten Schritt aufzuzeigen, wo diese Geschichte in der heutigen Schweiz ihre Spuren hinterlassen hat.
Bernhard Schär weist in seinem Artikel von 2020 «Warum wir Geschichte neu denken sollten» in der Republik darauf hin, dass es darum gehe, «den Raum der Schweizer Geschichte neu zu definieren und zweitens die Frage der Teilnehmenden dieser Geschichte neu zu diskutieren.»
Zum Thema «Welche Geschichte braucht die Zukunft» hat Andreas Fannin einen sehr interessanten Artikel geschrieben, in dem er darauf hinweist, dass die postkoloniale Forschung das durch den Zweiten Weltkrieg geprägte Geschichtsbewusstsein vor einige grundlegende Fragen stelle und dass dies auch den Unterricht betreffe. Link
Literatur und Links:
Artikelsammlung auf der Seite der Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte zur Rolle von Schweizerinnen und Schweizern innerhalb des kolonialen Projektes. Link
Interview mit Bernhard Schär in der Sendung Focus auf SRF vom 22.6.2020. In diesem Interview kommen u.a. Themen wie BLM-Demonstrationen, Umgang mit Denkmäler sowie die kulturgeschichtliche und gesellschaftliche Prägung durch unser koloniales Erbe zur Sprache. Die Sendung ist auch auf Nanoo zu finden.
«Tatsache ist, dass Schweizer Akteure signifikant am Geschäft mit den Kolonien beteiligt waren und dass es eine Debatte darüber braucht». Artikel von Lea Haller und Marc Tribelhorn (Interview mit Harald Fischer-Tiné) NZZ-online, 10.7.2020. Link
Randeria, Shalini. Verflochtene Schweiz. In: Postkoloniale Schweiz. Hg. Patricia Purtschert, Barbara Lüthi, Francesca Falk. Bielefeld 2013 (2). S. 7-12.
Purtschert, Patricia, Barbara Lüthi und Francesca Falk. Eine Bestandesaufnahme der postkolonialen Schweiz. In: Postkoloniale Schweiz. Hg. Patricia Purtschert, Barbara Lüthi, Francesca Falk. Bielefeld 2013 (2). S. 13 – 64.
Black Lives Matter und die Debatte um Rassismus
Black Lives Matter-Demonstrationen in der Schweiz
Am 25. Mai 2020 wurde der 46-jährige George Perry Floyd von einem weissen Polizeibeamten getötet, in dem er über neun Minuten auf Floyds Hals kniete und ihm die Atemluft abdrückte. Unmittelbar auf den 25. Mai folgten in über 40 amerikanischen Städten Proteste. Die Demonstrationen dehnten sich über die Grenzen der USA aus und auch in der Schweiz kam es am 13. Juni 2020 zu grossen Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt in verschiedenen Schweizer Städten.
Dies war der Startschuss zu einer Debatte über Rassismus in der Schweiz.
Wie nötig es ist, über das Thema Rassismus zu sprechen und dafür zu sensibilisieren, zeigte unfreiwillig die Arena vom 12.6.2020 mit dem irreführenden Titel «Jetzt reden wir Schwarzen». Im Tages-Anzeiger heisst es, dass diese Sendung gezeigt habe,«dass eine sachliche Diskussion über Rassismus in der Schweiz noch kaum möglich ist. … Bereits im Vorfeld kritisierten die Community der People of Color diese Konstellation. Denn der Titel der «Arena»-Sendung lautete «Jetzt reden wir Schwarzen». Drei von den vier Hauptgästen seien Weisse. «Nicht in meinem Namen», schrieb Aktivist Eddie Ramirez.» Der Tages-Anzeiger Artikel schliesst mit den Worten «Sie (die Sendung) führte das Problem, wie gross der Rassismus in der Schweiz wirklich ist, vor aller Augen. Anders als geplant, aber wohl auch wirkungsvoller als vorher für möglich gehalten.» Eine Woche später fand dann eine zweite Arena-Sendung zum Thema Rassismus statt «Jetzt sitzen wir an einem runden Tisch», zu der einzig Schwarze Gäste eingeladen worden sind.
Die Arenasendung vom 12.6.2020 war nicht die letzte Diskussion, in der über die leidige Frage, ob es Rassismus gäbe, gesprochen wurde. Es ist allerdings zu hoffen, dass wir nun einen Schritt weiter sind, und das Problem in seinen verschiedenen Facetten angehen können.
Zum Thema «Rassismus in der Schweiz» siehe auf dieser Webseite unter Themen – Rassismus. Link
Material für den Unterricht:
– Um mit den Schüler:innen über die Frage, was BLM für die Schweiz bedeutet und ob die Diskussion über BLM auch in die Schweiz passt, eignet sich die Lektüre des Artikels von Jovita dos Santos Pinto und Stefanie Boulila in der Republik:
Was Black Lives Matter für die Schweiz bedeutet: Zum ersten Mal prangert eine breite Öffentlichkeit den strukturell verankerten Rassismus in der Schweiz an – und räumt mit helvetischen Mythen auf.
– Für den historischen Hintergrund in den USA aber auch Europa (D):
Zur Beständigkeit der Graswurzel. Transnationale Perspektiven auf Schwarzen Antirassismus im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Tiffany N. Florvil, 2020 auf bpb
– Allgemein Texte zum Thema Rassismus und Schweiz siehe unter der Seite Rassismus auf dieser Webseite: Link
Siehe auch Texte und Interviews in Tangaram 44 (2020) Link

BLM-Demonstration in den USA (wikimedia commons)
Sport und Rassismus
Sport und Rassismus in der Geschichte
«Der moderne Sport, wie er sich im 19. Jahrhundert herausgebildet hat, ist ein Spiegel der Gesellschaft. So findet man alle Facetten des Rassismus seit jeher im Sport. Das geht von Vereinen, die im frühen 20. Jahrhundert keine Juden aufgenommen haben, über den Bereich des Kolonialismus und Kolonialrassismus, den Hooliganismus und Rechtsextremismus bis zu Spitzenathleten, die in Auschwitz ermordet wurden, oder sogenannten Völkerschauen an Olympia.» Mit dieser Aussage beginnt ein Interview mit Sporthistoriker Christian Koller von 2020. Auch im Schweizer Sport gab und gibt es Rassismus. Orientierten sich doch z.T. Schweizer Fussballfans in den 1980er Jahren an den englischen Hooligans. Dies wiederspiegelte sich in Naziparolen und Hitlergrüssen in den Fussballstadien.
Andererseits gab und gibt es im Sport auch immer Protestaktionen einzelner gegen Rassismus und Sportler:innen haben die Möglichkeit, innert kürzester Zeit sehr viele Menschen zu erreichen.
«Am 29. Juli 1995 grüssten beim Nationalliga-A-Fussballspiel Young Boys – Lugano YB-Fans in Stiefeln und Kampfhosen die YB-Spieler mit Hitlergruss, eine rot-schwarz-weisse Reichskriegsfahne wurde geschwenkt. Schon früher waren dunkelhäutige Spieler der Gästeteams im Berner Wankdorf-Stadion systematisch ausgebuht und sogar mit Bananen beworfen worden. Eine kleine Gruppe von YB-Fans um den Berner Journalisten Urs Frieden wollte das nicht länger hinnehmen. Im Frühjahr 1996 traten sie mit einer breit abgestützten Aktion gegen Rassismus an die Öffentlichkeit. Europaweit einmalig war, dass die Spieler der Young Boys 1996 mit der Trikotwerbung «Gemeinsam gegen Rassismus» spielten.» amnesty-webseite 2008
Sport und Rassismus aktuell
«Rassismus ist ein gesellschaftliches Problem, das sich auch regelmässig im Sport äussert; stellt der Sport doch ein Abbild der Gesellschaft dar.» Dieser Satz steht auf der Webseite «swiss sports history». Diese Webseite gibt es seit 2019 und ein Ziel ist die Vermittlung von Schweizer Sportgeschichte an Schulen. Neu gibt es das Projekt «Rassismus im Sport». Dort wird darauf hingewiesen, dass seit einigen Jahren auch in den Medien diese Problematik thematisiert werde, allerdings eher oberflächlich. Denn es werde «danach schnell zur Tagesordnung übergegangen, eine vertiefte Debatte über Gründe und Mechanismen von Rassismus im Sport und was man dagegen tun kann, findet in breiten Kreisen kaum statt. Häufig erhalten auch die Sichtweisen von Betroffenen zu wenig Raum.» An diesem Punkt setzt das neue Projekt an. Auf der Seite können z.B. Materialien heruntergeladen werden und es gibt die Möglichkeiten, Zeitzeug:innen in die Klassen einzuladen, die über das Thema Rassismus im Sport sprechen.
Material für die Schule:
Quellen, Text, Zeitzeug:innen:
– Factsheet «Rassismus im Sport» von «swiss sports history» Link (In diesem Factsheet gibt es Definitionen zu Rassismus, Beispiele von Rassismus im Sport und dem Kampf gegen Rassismus im Sport sowie Zitate von Sportler:innen, die von Rassismus betroffen sind.)
– Kurzporträts mit Zitaten von vier Sportler:innen und ihre Erfahrungen mit Rassismus: Sarah Akanji, Cyrill Pasche, Urs Frieden, Elias Bene Link
– Zeitzeug:innen oder Videos können bei «swiss sports history» gebucht werden. Zusätzlich wird auf der Seite Material zur Vor- und Nachbereitung zur Verfügung gestellt.
Links und Literatur
– Interview mit Christian Koller zum Theme Sport und Rassismus (19. Jh. bis heute), 2020 Link
– Interview mit Sarah Akanji zum neuen Projekt Sport und Rassismus von swiss sports history, Mai 2022 Link
– Interview mit Sarah Akanji. Sarah Akanji über EM-Finale: «Das sind keine Fans, sondern Rassist:innen». Juli 2021 Link
– Manda Beck, Rassismus im Sport: ein Spiegel der Gesellschaft, Webseite des Landesmuseums Link
– Tangaram 41, 2018: Sport und Rassismus. Link (Gibt es Rassismus im Sport? Steht der Sport bei der Bekämpfung von Diskriminierungen an der Spitze oder ist er im Rückstand? Pünktlich zur Fussballweltmeisterschaft widmet das TANGRAM seine neue Ausgabe einem Thema, das in den betroffenen Kreisen zuweilen tabuisiert wird. Fussball, Basketball, Radsport, Eishockey und Capoeira (Kampfsport) sind die Disziplinen, in denen die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) nachgefragt hat.)
– fare-network: Football against racisme Euorpe Link
– Interview mit Lilian Thuram über sein Buch «Das weisse Denken» in der WOZ vom 31.3.22 Link
Der M-Begriff und die stereotypen Bilder von «M»
Der M-Begriff und die M-Darstellungen in Zürich
Zur Verwendung des Begriffs «M*» im Mittelalter und der Frühen Neuzeit, siehe den Text auf zh-kolonial von Ashkira Darman zu den Häusernamen in Zürich (Neumarkt 13) Link.
Inzwischen ist auch der Bericht «Zürcher ‹Mohren›-Fantasien: Eine bau- und begriffsgeschichtliche Auslegeordnung, ca. 1400–2022» von Ashkira Darman und Bernhard C. Schär, März 2023 veröffentlicht. Link Darin wird u.a. die Bedeutung des Begriffs «M***» seit dem Mittelalter erklärt.

Neumarkt 13, Zürich (Foto: Ashkira Darman)
Inzwischen hat der Stadtrat entschieden, dass die Häusernamen mit dem «M***»-Wort im Namen an den Liegenschaften abgedeckt werden sollen. Die Problematik dieser Häusernamen war in den vergangenen Jahren schon verschiedentlich ein Thema. Zuletzt hat sich aber das Kollektiv Vo da und insbesondere Dembah Fofanah dafür eingesetzt, dass der «M***»-Begriff aus dem öffentlichen Raum in der Stadt Zürich verschwindet. Die Initiative hat dazu geführt, dass der Stadtrat Anfang 2021 beschloss, dass koloniale und rassistische Zeichen im Stadtraum entfernt oder kontextualisiert werden sollen. Das betrifft auch die beiden Häusernamen (Neumarkt 13 und Niederdorf 29), die abgedeckt werden sollen. Die beiden Liegenschaften sind im Besitz der Stadt. Gegen die Abdeckung hat 2022 der Heimatschutz Rekurs eingelegt. Im Urteil des Baurekursgericht vom März 23 wurde entschieden, dass die Häusernamen nicht abgedeckt werden dürfen. Die Stadt Zürich hat entschieden an die nächst höhere Instanz zu gelangen. Wie mit dem Wandbild an der Fassade vom Neumarkt 22 umgegangen werden soll, wird noch diskutiert. Diese Liegenschaft ist in privatem Besitz.
Artikel auf der Webseite von Vo Da 6.5.2020, 12.4.21 (zum Stadtratsbeschluss). Auf der Seite wird auf Berichte und Briefe der Stadt Zürich zum Thema verlinkt, z.B. der offene Brief von Vo Da an die Stadt zum Thema und die Antwort der Stadtverwaltung auf diesen offenen Brief.
Zur Verwendung des Begriffs «M*» im 19. und 20. Jahrhundert sowie Häusernamen in Zürich, Neumarkt 22 siehe Text von Ashkira Darman auf zh-kolonial. Link

Neumarkt 22, Zürich (Foto: Ashkira Darman)

Wandbild Neumarkt 22, Foto Ashkira Darman
Unterricht Diskussionen:
An dieser Stelle kann mit den Schüler:innen diskutiert werden, wie mit dieser rassistischen Abbildung im öffentlichen Raum umgegangen werden soll. Die Schüler:innen können eigene Vorschläge entwerfen und eine entsprechende klare Argumentation ausarbeiten.
An dieser Stelle könnte z.B. die Frage diskutiert werden, warum das Bild auf der Seite zh-kolonial mit einer Triggerwarnung versehen ist. Zu diesem Zweck ist hier die ganze Abbildung zugänglich. Dies ist allerdings ein komplexes Thema und muss gut mit der Klasse vorbereitet werden, damit auch differenziert diskutiert werden kann.
An dieser Stelle kann Bezug auf den Bericht «Möglichkeiten zum Umgang mit kolonialen Spuren im Stadtraum» von der Projektgruppe RiöR zuhanden des Stadtrats genommen werden. Link
In Bezug auf beide Diskussionsthemen ist es wichtig, das komplexe Thema inhaltlich gut mit der Klasse vorzubereiten, um sicherzustellen, dass eine differenzierte Diskussion stattfinden kann. Wichtig ist auch die Zusammensetzung der Klasse, d.h. z.B. dass die Rassismuserfahrungen von BIPoC-Schüler:innen berücksichtigt werden.
Der M-Begriff und die M-Darstellungen in Bern
Die M-Zunft und ihre M-Darstellungen in Bern
Die bernische Zunft der Schneider ist bis 1423 unter dem Namen «die schnider» bekannt. Ab 1423 wird sie dann als Gesellschaft «zum Möhren» gennant. So wird wohl auch der Zunftsitz an der Kramgasse benannt worden sein mit einer entsprechenden bildlichen Darstellung. Vom Ende des 17. Jh. geben die Quellen darüber Auskunft, dass eine M-Statue vor dem Fenster gestanden habe. 1798 wurde die Statue entfernt und erst 1804 wiederaufgestellt, so wie wir sie bis heute sehen.
2014 wurde von den beiden Stadtberner Parlamentariern Halua Pinto de Magalhães und Fuat Köçer ein Vorstoss eingereicht. Das Postulat enthält die Forderung, die Anwesenheit zweier Figuren der Berner M-Zunft in der Altstadt zu überdenken. Dieser Vorstoss löste eine heftige Kontroverse aus. Zum Vorstoss selberm ein Textausschnitt aus einem Bund-Artikel von Bernhard Schär vom 29.12.2014: «Niemand könne ernsthaft von Migranten, insbesondere afrikanischer Herkunft, verlangen, sich in ein Land zu «integrieren», dessen Kultur noch immer rassistische Symbole aus der Kolonialzeit beinhaltet. Um Integration zu ermöglichen, müsse auch die Mehrheit ihre Komfortzone verlassen; sich den Schattenseiten ihrer Vergangenheit zuwenden; und mit der Minderheit einen demokratischen Umgang damit suchen. Im Artikel zeigt der Autor auf, das Wappen und die Figur Teil einer Geschichte über Rassismus und Sklaverei seien, vor der auch Bern seine Augen nicht verschliessen sollte. Link
Der Kopf auf dem Wappen und die Figur vor dem Fenster an der Kramgasse sind Beispiele stereotyper, rassifizierter Darstellungen Schwarzer Menschen aus der Zeit des Sklavenhandels, Kolonialismus und Imperialismus.
Die M-Zunft wechselt ihren Namen (Mai 2022)
Mitte Mai hat die Zunft zum M in einer Abstimmung der Versammlung in der Mehrheit für einen Namenswechsel gestimmt, d.h. neu heisst sie Zunft zur Schneider, dies in Bezug auf den ursprünglichen Namen aus dem 14. Jahrhundert. Der Vorstand hatte u.a. mit der Begründung, dass die heutige Wirkung der Bezeichnung Mohr diskriminierend sei, den Namenswechsel bezogen. Nun soll schrittweise auch das Logo und das Wappen ersetzt werden. Die Figur vor dem Fenster würde bestehen bleiben, da es sich um ein geschütztes Baudenkmal der Stadt handle. Link zum Artikel im Bund vom 16.5.2022
Links zur Debatte um die Darstellungen und den Namen der M-Zunft:
Postulat Fraktion SP (Halua Pinto de Magalhães/Fuat Köçer, SP): KulturEvolution der Institutionen (2014) Link
Vergessene Kolonialgeschichte. Bernhard C. Schär. Bund 29.12.2014
Die Zunft zu Mohren und der Heilige Mauritius. Christoph von Werdt. Bund 30.12.2014
Ein schwarzer Mann sorgt für rote Köpfe. Maya Brändli. Diskussion von Bernhard C. Schär und André Holenstein in einer Kontext-Sendung von SRF vom 16.3.2015
Podium zum Thema. Artikel dazu in der Berner Zeitung «Deutliche Worte an Berner Zunft» Jürg Steiner. Berner Zeitung 11.9.2020
Berner Zunft zum Mohren heisst neu Zunft zur Schneidern. Brigitte Walser. Bund 14.5.2022
Kinder- und Jugendbücher
Kinder- und Jugendbücher mit BIPoC-Protagonist*innen
Inzwischen gibt es eine Vielzahl Kinder- und Jugendbücher mit BIPoC-Protagonist:innen als Held:innen. Eine Auswahl (mit Altersangaben) davon findet man unter Vor.Bilder.Bücher auf Instagram. Es ist ein Projekt von Bla*Sh, das von Rahel El-Maawi weitergeführt und kuratiert wird.
Mit der Lektüre entsprechender Texte kann bei allen Schüler:innen stereotypen Bildern entgegenwirkt und BIPoC-Schüler:innen gestärkt werden.
Tim und Struppi im Kongo und der Waadländer Grosse Rat
Der Band Tim und Struppi im Kongo enthält unzählige stereotype, abwertende, rassifizierte Darstellungen von kongolesischen Menschen. Die Originalausgabe von 1931 wurde mehrfach überarbeitet, aber auch in der neusten überarbeiteten Ausgabe von 2019 schockiert die Lektüre.
Material für den Unterricht:
2021 kam es im Waadtländer Grossen Rat zu einem Skandal. Die Grossrätin Laurence Cretegny hatte eine Passage aus «Tim und Struppi im Kongo» in einem angeblich afrikanischen Akzent zitiert. Dabei handelte es sich um Aussagen, die auf der letzten Seite des Buches, eine besonders erschreckend rassistische Darstellung, abgedruckt sind. Frau Cretegny wies den Vorwurf des Rassismus von sich und entschuldigte sich «bei den Leuten, die das Zitat beleidigt habe». Das ganz fand im Rahmen der Verabschiedung eines Kollegen statt, der ein Fan von Tim und Struppi sei.
Artikel dazu im Tages-Anzeiger Link
Quelle: Den Ausschnitt aus der Rede von Laurence Cretegny kann man hier anhören.
Globi
Patricia Purtschert zeigte in ihrem Artikel «De Schorsch Gaggo reist uf Afrika» 2012 postkoloniale Konstellationen in einzelnen «Chasperli-» und «Globigeschichten» auf. Zentral ist darin die Analyse der Reaktionen auf die Kritik am Rassismus in diesen Kinderbüchern im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts.
Die Verbindung von Globi und Globus in Bern. Siehe bern-kolonial.ch Link
Material für den Unterricht
Analyse Schweizer Comics (Globi)
Im Modul «Koloniale Interpretationsmuster in Schweizer Comics» geht es um die Analyse von Ausschnitten aus Globibüchern (Globi bei fremden Völker, Freund Globi im Urwald etc.). Diese Analyse wird vor dem Hintergrund der Debatte angeschaut, dass einerseits von antirassistischer Seite her die kolonialien, rassistischen Bilderwelten kritisiert wurden und andererseits von seiten der Verteidiger dieser Kinderbüchern den Kritiker:innen «übertriebene political correctness» vorgeworfen wurde.
Quellen und Text: Das Modul von Philipp Marti und Bernhard C. Schär ist Teil der folgenden Publikation: Kolonialismus und Dekolonisation in nationalen Geschichtskulturen und Erinnerungspolitiken in Europa. Module für den Geschichtsunterricht. Hsg. von Uta Fenske u.a. Frankfurt 2015. S. 255 – 26. Online ist das Modul unter folgendem Link zu finden Link