Unterwegs in Zürich
In Zürich gibt es verschiedene sehr gute Möglichkeiten sich ausserhalb des Schulzimmers mit dem Thema «postkoloniale Schweiz» auseinanderzusetzen.
MUSEEN UND AKTUELLE AUSSTELLUNGEN IN ZÜRICH
Landesmuseum
«Kolonial – Globale Verflechtungen der Schweiz«. Ausstellung ab dem 13.9.24.
Allgemeine Ausstellung zur Schweizer Geschichte. Bei einem Rundgang durch diese Ausstellung kann man u.a. mit den Schüler:innen darüber diskutieren, was und wer in der Ausstellung gezeigt wird und was nicht.
Villa Patumbah
Workshops und Führungen zum Gebäude, seinem Erbauer und dem Zusammenhang mit dem niederländischen Kolonialismus.
Rietbergmuseum
Aktuelle Ausstellung: Im Dialog mit Benin. Kunst, Kolonialismus und Restitution. 24.8.24 – 16.2.25
«Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Sammlungen aus kolonialem Kontext. Erstmals wird die Kunstgeschichte Benins auch historisch und kulturvergleichend eingeordnet. Das Museum Rietberg arbeitet dabei mit Partner*innen aus Nigeria und der Diaspora in der Schweiz zusammen. Dieser kollaborative Ansatz umfasst sowohl die Erforschung der Objekte, mit ihren Provenienzen, als auch das Kuratieren der Ausstellung. Die Herausforderung ist, wie wir – in der Schweiz und in Nigeria – mit Fragen von kolonialem Unrecht und Restitution, Wissensarchiv und Identität sowie Erinnerung und Heilung umgehen.»
Veranstaltung im Rahmen des Theaterspektakels: Zora Snake, L’Opéra du Villageois, Yaoundé, Performance. Befreiungs-Ritual. Raubkunst in europäischen Museen Link
Workshops und Führungen zur Sammlung und zu Sonderausstellungen, z.B. zum Thema Islam oder Buddhismus.
Völkerkundemuseum Uni Zürich
Benin verpflichtet. Wie mit geraubten Königsschätzen umgehen? 24.8.24
«Im Jahr 1897 attackierten britische Truppen das Königtum Benin im heutigen Nigeria. Sie entmachteten den König, brannten die Hauptstadt nieder und plünderten tausende königliche Objekte aus dem Palast. In Europa wurden die Artefakte als «Benin Bronzen» dem Kunstmarkt zugeführt. So gelangten Benin Objekte 1940 auch in die Sammlung des Völkerkundemuseums. Heute sind diese Objekte für uns Anlass, mit nigerianischen Gemeinschaften in neue Beziehung zu treten, ihnen den Zugang zu ihrem kulturellen Erbe zu ermöglichen und ihre Eigentumsansprüche anzuerkennen. Die Ausstellung, die sich auf Recherchen der Benin Initiative Schweiz stützt, wurde gemeinsam mit nigerianischen Expert:innen aus Benin-Stadt und Diaspora-Gruppen in Zürich erarbeitet.» Link
ETH
Ausstellung «Koloniale Spuren – Sammlungen im Kontext», 30.8. 24 – 13.7.25
«Die naturhistorischen Sammlungen der ETH Zürich beherbergen Zehntausende von Objekten aus ehemaligen Überseekolonien – eine reiche Vielfalt an Gesteinen und Mineralien, Insekten, Tier- und Pflanzenpräparaten. In der weltweiten Diskussion um koloniale Kunst- und Kultgegenstände spielen solche Objekte eine untergeordnete Rolle. Die neue Ausstellung im extract der ETH-Bibliothek stellt sie nun aber gezielt ins Zentrum, fragt nach deren Vergangenheit und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Naturwissenschaft und Kolonialismus. »
Kunsthaus Zürich
Walid Raad. Cotton under my Feet: The Zurich Chapter. Ausstellung 16.8. – 3.11.24
«Wessen Geschichte erzählt ein Museum oder eine Sammlung? Und wie können die Lücken und bisher nicht thematisierte Narrative ins Licht gerückt und neu vermittelt werden? … Walid Raad (*1967 Chbanieh, Libanon) thematisiert diese Geschichte nicht direkt, aber sie schwingt in seinen Überlegungen zum Thema (Privat-)Sammlungen mit.»
STADTRUNDGÄNGE IN ZÜRICH
Stadtrundgang: zh-kolonial
Seit 2021 ist auch zh-kolonial online. Dabei handelt es sich um einen «Stadtrundgang durch Zürichs koloniale Vergangenheit». Auf der Webseite von zh-kolonial sind auf einer Karte 17 Stationen eingezeichnet. Zu jeder Station ist ein kurzer Text aufgeschaltet, bei den meisten Stationen kann man sich den Text auch anhören. Die Lehrperson kann sich nun frei eine Anzahl Stationen zusammenstellen, die sie mit der Klasse besuchen kann. Dort kann man den Text hören oder lesen und anschliessend gemeinsam darüber diskutieren. Link
Stadtrundgänge zh-kolonial von der Anny Klawa-Morf-Stiftung Link
Bericht über den Stadtrundgang zh-kolonial auf srf, Schweiz aktuell vom 21.9.2021
Stadtrundgang von decolonize-zurich: remapping Zurich
Einleitend steht auf der Webseite von «remapping Zurich»: «The project “Remapping Zurich” offers an alternative guide for Zurich. This digital platform proposes a decolonial memory culture of the city, enabling people to engage with different layers of (neo)colonialism, racism as well as with actions of resistance to various oppressive structures and possible practices of decoloniality.»
Unterwegs in Bern
Stadtrundgänge in Bern
Stadtrundgang von Cooperaxion in Bern
Auf der Webseite der Stiftung Cooperaxion findet man den Stadtrundgang Bern-kolonial.ch. Dieser Stadtrundgang ist in der Schweiz eine Pionierarbeit.
Auf der Einstiegsseite steht Folgendes:
«Worum geht es auf bern-kolonial.ch? Hintergründe und Wurzeln sichtbar machen. Bern hat wie andere Schweizer Städte eine koloniale Vergangenheit, die sich an verschiedenen Orten bis heute fortsetzt. Der Online-Stadtplan versucht eine Art Bestandesaufnahme von sichtbaren und unsichtbaren kolonialen Spuren in Bern vorzunehmen.»
«Was haben Geranien mit Kolonialismus zu tun?
Wer klaute den Ekeko-Gott in Bolivien?
Wie können Schönheitsideale rassistisch sein?
Der Berner Online-Stadtplan von Cooperaxion beantwortet solche Fragen. Er blickt hinter Fassaden und zeigt vielfältige Spuren kolonialer Verstrickungen und rassistischer Hintergründe. Dieses so genannte «City-Mapping» betrachtet die Bundesstadt aus neuer Perspektive und erzählt verdrängte Geschichte(n). Denn das koloniale Erbe der Schweiz wirkt bis heute. Diese Webseite macht dies sichtbar.»
Cooperaxion bietet Stadtführungen in Bern, Neuenburg, Freiburg und Thun an.
Ganz allgemein findet man auf der Seite von Cooperaxion eine Fülle an Informationen zum Thema «Postkoloniale Schweiz».
Ausstellungen in Berner Museen
Bernisches Historisches Museum
Widerstände. Vom Umgang mit Rassismus in Bern. Die Ausstellung des Vereins «Das Wandbild muss weg!» 25.4.2024–1.6.2025
«Das Museum übernimmt das historische Wandbild im Frühling 2024 und schafft Raum für die gesellschaftlich geforderte Debatte. Im Rahmen eines Gastkuratoriums gestaltet der Verein eine Ausstellung dazu. Diese widerspiegelt die vielstimmige Diskussion rund um das Wandbild und den Umgang damit. Zudem werden beständige koloniale Muster und struktureller Rassismus im Jetzt verortet. Die Ausstellung bietet Denkanstösse für den öffentlichen Diskurs, wie wir als Gesellschaft mit diesem Kulturerbe aus der Kolonialzeit umgehen möchten.»
Fokus Koloniale Verflechtungen und Rassismus
Spuren kolonialer Provenienz war ein Projekt (2021-22) zur Erforschung der ethnografische Sammlungsprovenienzen am Bernischen Historischen Museum. Der Bericht mit einzelnen Beispielen ist auf der Webseite des Museums einsehbar. Link
Unterwegs in Basel
Ausstellung in Basler Museen
Museum der Kulturen
Alles lebt: mehr als menschliche Welten. Dauerausstellung ab 8. September 2023
«Wie wäre es, wenn wir Berge, Flüsse, Tiere und Pflanzen als gleichberechtigte Wesen anerkennen? Würden wir Menschen mit der Erde und ihren Bewohner*innen anders umgehen? Die Ausstellung zeigt anhand von Beispielen aus anderen Regionen, dass es ein alternatives Miteinander gibt – und eine Zukunft.»
«Bäume sind für die Kamilaroi in Australien mehr als nur Bäume. Sie sind Vorfahren und werden als Familienmitglieder behandelt. Sie tragen viel Wissen in sich, das von ihren Nachkommen abgeholt wird. Ein Teil eines solchen Baums kam 1940 via ein australisches Museum in die MKB-Sammlung. Er war mit vielen anderen «entfernt» worden. Im Dezember 2022 nahmen Vertreter der Kamilaroi eine Zeremonie vor, mit der sie den Baum wieder mit der Gemeinschaft verbanden.»
Kunstmuseum Basel
When We See Us, Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei, 25.05.–27.10.2024
Stadtrundgänge in Basel
Stadtrundgänge im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausststellung «Deal with it», August – Dezember 2023. Link
Stadtrundgang Afrika in Basel vom Zentrum für Afrikastudien
Seit 2008 bietet das Zentrum für Afrikastudien Stadtführungen an (Auf Anfrage). Das Ziel ist die vielfältigen Verflechtungen zwischen der Schweiz und Afrika an den entsprechenden Orten aufzuzeigen. Zu diesem Stadtrundgang gibt es eine 32-seitige Broschüre. Sehr interessant ist z.B. der Hinweis darauf, dass bis anhin die wichtige Rolle, die afrikanische Frauen in transnationalen Netzwerken des 19. Jahrhunderts gespielt haben, nicht beachtet wurde. (Stadtsafari – Afrika in Basel, S. 18).
Audiowalk Gross- und Kleinbasel von Basel kolonial
«Der erste Teil des Stadtrundgangs von «Basel Kolonial» suchte in der Grossbasler Altstadt nach historischen, globalen Verbindungen der alten Basler Familien, der Basler Mission und der Universität mit dem kolonialen Handel und Denken.» Link
«Der zweite Teil des Stadtrundgangs führte in die Vergangenheit und Gegenwart der Basler Chemie- und Pharmaindustrie und deren Rolle in den globalen Wirtschaftskreisläufen, aber auch zu der Frage, wie diese Verstrickungen mit Migrationsbewegungen und -politik zusammenhängen.» Link
Unterwegs in Genf
Ausstellung in Genfer Museen
Musée d’ethnographie de Genève
Ausstellung: Erinnern! Genf in der kolonialen Welt (3.5.24 – 5.1.25)
«Wie lebte Genf während der Kolonialzeit? Auf welche Weise war das Völkerkundemuseum ein wichtiger kultureller Akteur im kolonialen Kontext? Wie sieht die Zukunft der dort aufbewahrten Sammlungen aus? Können wir heute die wahre Identität eines Objekts verstehen, manchmal Jahrhunderte nachdem es in die Genfer Museumssammlungen gelangt ist? Dies sind alles Fragen, die diese partizipative Ausstellung zu beantworten versucht. … Ein gemeinsames Thema verbindet alle Geschichten dieser Ausstellung, nämlich die Verantwortung des Museums gegenüber den Sammlungen und sein Engagement für den Aufbau langfristiger, respektvoller und friedlicher Beziehungen mit ihren kulturellen Erben und Erbinnen.»
Der Salon:
«Der Salon ist das Herzstück der Ausstellung. Hier finden während der gesamten Dauer der Ausstellung Diskussionen, Performances, Lesungen und weitere Erkundungen statt.» Link
Sammlung:
«In der Sammlung werden musealisierte Objekte durch den Aspekt ihrer Verankerung in der Kolonialgeschichte des Genfer Völkerkundemuseums (wieder)-entdeckt. … Der narrative Rahmen wird um sie herum gewoben, durch die Berichte, Hinweise oder das Schweigen über ihre Reisen ins Museum und die Zuschreibungen, denen sie ausgesetzt waren, sowie die vielfältigen Identitäten, die sie je nach dem, wer mit ihnen interagierte, annahmen. Die fragmentarischen Biografien dieser Objekte vermischen sich mit der Darstellung des Genfer Kolonialkontextes und mit bestimmten Episoden der Geschichte des europäischen Imperialismus. Die Aussagen von Historikern, Geographen und Anthropologen, die auf die Kolonialzeit spezialisiert sind, die Gesten und Werke zeitgenössischer Künstler und die Beteiligung kultureller Erben und Erbinnen sind hier mit den Archiven verbunden, die die MEG in völliger Transparenz zur Verfügung stellt.»
Veranstaltungen:
Es gibt zahlreiche Veranstaltungen zum Thema der Ausstellung während der ganzen Dauer. Link
Beitrag über die Ausstellung auf RSI, Link
Denkmäler und rassistisches und koloniales Erbe im öffentlichen Raum von Genf
2022 wurde von Mohamed Mahmoud Mohamedou und Davide Rodogno eine Studie zum Thema «Denkmäler, rassistisches und koloniales Erbe im öffentlichen Raum von Genf» veröffentlicht.
Die Studie ist auf der Webseite der Stadt Genf aufgeschaltet:
Mohamed Mahmoud Mohamedou et Davide Rodogno. Temps, espaces et histoires Monuments et héritage raciste et colonial dans l’espace public genevois : état des lieux historique. 2022. Link
Interview mit den beiden Verfassern zum Thema: Link
Unterwegs in St. Gallen
Stadtrundgänge und -führungen in St. Gallen
Führungen des Historikers Hans Fässler (link)
Auf der Webseite von Cooperaxion steht: «Der Historiker Hans Fässler beschäftigt sich in Veranstaltungen, Publikationen und Diskussionen regelmässig mit der Rolle der Schweiz im Sklavenhandel. Seine Stadtführung «Auf den Spuren von Rassismus» zeigt anhand der Geschichte von Häusern, Denkmälern, Strassennamen und Fassaden in der St. Galler Altstadt kaum bekannte Verbindungen etwa zu Kolonialrassismus und Antisemitismus und wirft Fragen auf.»
«Im Westen viel Neues»: Zwei Stunden zu Fuss auf (post)kolonialen Spuren im Otmar-, Vonwil-, Lachen- und Leonhardsquartier.
«Auf den Spuren von Rassismus»: Führung durch die St.Galler Altstadt.
Broschüren zu diesem Stadtrundgang (Informationen zu einzelnen Stationen) auf der Webseite von Hans Fässler, l’ouverture: Broschüre 1 und Broschüre 2.
«Von <Rassenkampf> und Klassenkampf: rund um St.Georgen»
Literatur und Links:
Das Vermächtnis des Hans Fässler, Carlos Hanimann, Republik Juni 21. link
l’ouverture.ch: Webseite von Hans Fässler: (Post)Kolonialismus – (Anti)Rassismus – Reparation(en)
Themenmonat «Konquistadoren und Sklavenhändler vom Bodensee. Kolonialgeschichte am Bodensee» (April-Mai)
Die bislang weitgehend unbekannte Geschichte der Kolonialherren aus der Bodenseeregion bildet den Ausgangspunkt für den breit angelegten Themenmonat zur Kolonialgeschichte. Während dem April und Mai 2024 finden vorwiegend in St. Gallen zahlreiche Veranstaltungen statt. Programm hier
Den Auftakt macht am 04.04.2024 die Buchvernissage: «Konquistadoren und Sklavenhändler vom Bodensee. Kolonialgeschichte im 16. Jahrhundert». Dr. Nicole Stadelmann / Dr. Rezia Krauer im Stadtarchiv St. Gallen.
Thema des Buches: «Zwei Kaufleute, der St. Galler Hieronymus Sailer und der Konstanzer Ulrich Ehinger, erhielten 1528 vom spanischen König eine Lizenz – weltweit erst die zweite – zum Handel mit versklavten Menschen aus Westafrika. Gleichzeitig unterzeichneten die beiden Kaufleute auch einen Vertrag, der ihnen die Kolonisation Venezuelas zusicherte.»
Ausstellungen in St. Galler Museen
Kulturmuseum
Cacao! Einverleibte Exotik, 9. März – 20. Oktober 2024
Kunstmuseum
Thi My Lien Nguyen, Shaping Fluidity, Ab 7. September 2024
Die schweizerisch-vietnamesische Künstlerin Thi My Lien Nguyen (*1995, St.Gallen) beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Vorstellung von Heimat und dem Gefühl der Zugehörigkeit aber auch der Empfindung des Fremdseins. Sie interessiert sich für postmigrantische Realitäten, für Traditionen, Rituale, Folklore und Brauchtum aus verschiedenen Erfahrungswelten.
Unterwegs in Winterthur
Stadtrundgänge
Stadtrundgang zum Thema Winterthur und Kolonialismus
Der Verein Kehrseite bietet einen Stadtrundgang «Dunkle Geschäfte» an. Auf der Webseite steht:
«Winterthur als Kolonialmacht? Kaum. Doch die Verstrickungen der Eulachstadt in den weltweiten Sklaven- und Kolonialhandel sind vielfältig: Kaufleute handelten mit Baumwolle und Textilien. Später legten sie mit ihrem Kapital den Grundstein für Industrie, Museen und Banken. Die Winterthurerinnen und Winterthurer genossen Kolonialwaren und besuchten Völkerschauen. Der Rundgang führt zu Schauplätzen und Überresten eines vergessenen Kapitels unserer Geschichte.» link
Spezial-Stadtrundgang an Afropfingsten 2023 zum Thema «Kolonialismus und Rassismus in Winterthurs Geschichte und Gegenwart» link
Ausstellungen
Museum Schaffen
Reality Check! Arbeit, Migration, Geschichte(n) – ‹Swiss Made› ist ohne die Arbeit von Migrant*innen undenkbar. Ihre Geschichten sind Schweizer Geschichte. Bis 26.1.25.