Unterwegs in Zürich
In Zürich gibt es verschiedene sehr gute Möglichkeiten sich ausserhalb des Schulzimmers mit dem Thema «postkoloniale Schweiz» auseinanderzusetzen.
MUSEEN UND AKTUELLE AUSSTELLUNGEN IN ZÜRICH
Rietbergmuseum
Aktuelle Ausstellung: Wege der Kunst: Wie Objekte ins Museum kommen. «Wie und auf welchen Wegen sind die Objekte ins Museum gekommen? Im Fokus stehen somit die Provenienzen, also die Herkunftsgeschichten der Objekte, wobei der Schwerpunkt insbesondere auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegt. Eng mit den Objektbiografien verbunden sind die vielschichtigen Begegnungen und Beziehungen zwischen Menschen, Institutionen und Ländern, die im Rahmen der Ausstellung näher beleuchtet werden.» 17.6.22 – 25.6.23
Workshops und Führungen zur Sammlung und zu Sonderausstellungen, z.B. zum Thema Islam oder Buddhismus.
Völkerkundemuseum Uni Zürich
Ko Aswál – The Next Day: Ausstellung und Begegnung mit einer Delegation der Kawésqar aus Chile. 18.–30. Juli 2023 und 29. August–3. September 2023
Während drei Wochen wird in diesem Sommer eine Delegation von Kawésqar aus Süd-Chile im Völkerkunde?museum zu Gast sein. Ihr Anliegen: Sie möchten Menschen in Zürich die vielfältigen Aspekte ihrer Kultur und ihres Lebensalltags vorstellen. Das Völkerkunde?museum öffnet ihnen dafür seine Räume. Warum Zürich? Die Kawésqar, die Stadt und auch die Universität Zürich sind über die unrühmliche Geschichte der sogenannten «Völkerschauen» miteinander verbunden.
2022-24: Werkstattreihe – 5 Fragen an die Sammlungen
c) Plünderware? 5 Fragen an Objekte aus China am Ende der Kaiserzeit, ab 3.3.23
«Aus der Plünderung von Peking stammend» heisst es zu Inventar-Nummer 01838, «Geschnitzte Getäfer aus Teak-Holz mit Tierfiguren, Blumen-Arabesken». Zusammen mit erlesenen Seidenroben, Bronzen, Rollbildern und Schuhen für gebundene Füsse gelangten diese Objekte nach Zürich. Plünderware? … Die Ausstellung nimmt mögliche Plünderware aus China in Schweizer Sammlungen aus der Zeit um 1900 nachfragend in den Blick. Wie sollten wir damit umgehen? Welche Bedeutung haben die Objekte für Chines:innen heute? Worüber sollten wir uns verständigen?»
b) Geschäftsidee? 5 Fragen an ‚das Objekt-Set‘ von Noanamá aus Kolumbien
«Das Völkerkundemuseum bestellte 1968 eine Maku-Sammlung bei dem als «Big Boss» für Ethnografika aus Südamerika bekannten polnischen Ethnologen, Entomologen und Sammler Borys Malkin. … Lieber bot er dem Völkerkundemuseum eine Noanamá-Sammlung aus Kolumbien an: «100 Stücke, die die gesamte Bandbreite der materiellen Kultur abdecken, Töpferware inklusive». … Was bewog die Museen, solche Sammlungen zu erwerben? Warum haben Noanamá Malkin mit mehr als 2’200 Objekten versorgt? Wie haben sie als Geschäftspartner:innen verhandelt? Welche Gesellschaft bilden diese Sammlungen ab? Und was sagen Noanamá heute zu diesen damals angelegten Geschäftsbeziehungen?»
a) Hochzeitsreise? 5 Fragen an die ‚Sammlung Hans Paasche‘ aus Ostafrika
«Während über die Biografie und die Ansichten der Paasches nicht zuletzt auch durch die Veröffentlichungen von Hans Paasche selbst viel bekannt ist, wissen wir über die genaue Herkunft der Objekte und die Menschen, denen sie einst gehörten, fast nichts. … Die Werkstattausstellung gibt Einblicke in aktuelle Forschungen zwischen Ethnologie, Provenienzforschung und der Kollaboration mit Expert:innen aus der Herkunftsregion.» Link

Rietbergmuseum Ausstellung Provenienz, Foto: Ashkira Darman
Stadthaus Zürich
Aktuelle Ausstellung zum kolonialen Erbe Zürichs im Stadthaus bis 2. September 2023. Auf der Webseite der Stadt Zürich steht:» Die Stadt Zürich möchte sich verstärkt mit ihrer kolonialen Vergangenheit und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart befassen. Sie will Hand bieten für eine vertiefte gesellschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Aspekt der Stadtgeschichte, der bisher in der breiten Öffentlichkeit eher wenig Beachtung fand. Die Ausstellung wurde kuratiert von Manda Beck, Historikerin, und Andreas Zangger, Historiker, in Zusammenarbeit mit Anja Glover, Antirassismusexpertin.» Es gibt ein umfangreiches Begleitprogramm für die erste Hälfte von 2023. Link zur Webseite
Lehrmaterialien zur Geschichte des kolonialen Zürichs (PHZH) Link
Landesmuseum
Allgemeine Ausstellung zur Schweizer Geschichte. Bei einem Rundgang durch diese Ausstellung kann man u.a. mit den Schüler:innen darüber diskutieren, was und wer in der Ausstellung gezeigt wird und was nicht.
Villa Patumbah
Workshops und Führungen zum Gebäude, seinem Erbauer und dem Zusammenhang mit dem niederländischen Kolonialismus.
STADTRUNDGÄNGE IN ZÜRICH
Stadtrundgang: zh-kolonial
Seit 2021 ist auch zh-kolonial online. Dabei handelt es sich um einen «Stadtrundgang durch Zürichs koloniale Vergangenheit». Auf der Webseite von zh-kolonial sind auf einer Karte 17 Stationen eingezeichnet. Zu jeder Station ist ein kurzer Text aufgeschaltet, bei den meisten Stationen kann man sich den Text auch anhören. Die Lehrperson kann sich nun frei eine Anzahl Stationen zusammenstellen, die sie mit der Klasse besuchen kann. Dort kann man den Text hören oder lesen und anschliessend gemeinsam darüber diskutieren. Link
Stadtrundgänge zh-kolonial von der Anny Klawa-Morf-Stiftung Link
Bericht über den Stadtrundgang zh-kolonial auf srf, Schweiz aktuell vom 21.9.2021

Karte mit Stationen von zh-kolonial
Stadtrundgang von decolonize-zurich: remapping Zurich
Einleitend steht auf der Webseite von «remapping Zurich»: «The project “Remapping Zurich” offers an alternative guide for Zurich. This digital platform proposes a decolonial memory culture of the city, enabling people to engage with different layers of (neo)colonialism, racism as well as with actions of resistance to various oppressive structures and possible practices of decoloniality.»
Unterwegs in Bern
Stadtrundgang von Cooperaxion in Bern
Auf der Webseite der Stiftung Cooperaxion findet man den Stadtrundgang Bern-kolonial.ch. Dieser Stadtrundgang ist in der Schweiz eine Pionierarbeit.
Auf der Einstiegsseite steht Folgendes:
«Worum geht es auf bern-kolonial.ch? Hintergründe und Wurzeln sichtbar machen. Bern hat wie andere Schweizer Städte eine koloniale Vergangenheit, die sich an verschiedenen Orten bis heute fortsetzt. Der Online-Stadtplan versucht eine Art Bestandesaufnahme von sichtbaren und unsichtbaren kolonialen Spuren in Bern vorzunehmen.»

Ausschnitt aus dem Plan des Stadtrundgangs bern-kolonial.ch
«Was haben Geranien mit Kolonialismus zu tun?
Wer klaute den Ekeko-Gott in Bolivien?
Wie können Schönheitsideale rassistisch sein?
Der Berner Online-Stadtplan von Cooperaxion beantwortet solche Fragen. Er blickt hinter Fassaden und zeigt vielfältige Spuren kolonialer Verstrickungen und rassistischer Hintergründe. Dieses so genannte «City-Mapping» betrachtet die Bundesstadt aus neuer Perspektive und erzählt verdrängte Geschichte(n). Denn das koloniale Erbe der Schweiz wirkt bis heute. Diese Webseite macht dies sichtbar.»
Cooperaxion bietet Stadtführungen in Bern, Neuenburg, Freiburg und Thun an.
Ganz allgemein findet man auf der Seite von Cooperaxion eine Fülle an Informationen zum Thema «Postkoloniale Schweiz».
Bernisches Historisches Museum
Spuren kolonialer Provenienz war ein Projekt (2021-22) zur Erforschung der ethnografische Sammlungsprovenienzen am Bernischen Historischen Museum. Der Bericht mit einzelnen Beispielen ist auf der Webseite des Museums einsehbar. Link
Unterwegs in Basel
Stadtrundgang Afrika in Basel vom Zentrum für Afrikastudien
Seit 2008 bietet das Zentrum für Afrikastudien Stadtführungen an (Auf Anfrage). Das Ziel ist die vielfältigen Verflechtungen zwischen der Schweiz und Afrika an den entsprechenden Orten aufzuzeigen. Zu diesem Stadtrundgang gibt es eine 32-seitige Broschüre. Sehr interessant ist z.B. der Hinweis darauf, dass bis anhin die wichtige Rolle, die afrikanische Frauen in transnationalen Netzwerken des 19. Jahrhunderts gespielt haben, nicht beachtet wurde. (Stadtsafari – Afrika in Basel, S. 18).
Audiowalk Gross- und Kleinbasel von Basel kolonial
«Der erste Teil des Stadtrundgangs von «Basel Kolonial» suchte in der Grossbasler Altstadt nach historischen, globalen Verbindungen der alten Basler Familien, der Basler Mission und der Universität mit dem kolonialen Handel und Denken.» Link
«Der zweite Teil des Stadtrundgangs führte in die Vergangenheit und Gegenwart der Basler Chemie- und Pharmaindustrie und deren Rolle in den globalen Wirtschaftskreisläufen, aber auch zu der Frage, wie diese Verstrickungen mit Migrationsbewegungen und -politik zusammenhängen.» Link
Unterwegs in St. Gallen
Stadtrundgänge und -führungen in St. Gallen
Führungen des Historikers Hans Fässler (link)
Auf der Webseite von Cooperaxion steht: «Der Historiker Hans Fässler beschäftigt sich in Veranstaltungen, Publikationen und Diskussionen regelmässig mit der Rolle der Schweiz im Sklavenhandel. Seine Stadtführung «Auf den Spuren von Rassismus» zeigt anhand der Geschichte von Häusern, Denkmälern, Strassennamen und Fassaden in der St. Galler Altstadt kaum bekannte Verbindungen etwa zu Kolonialrassismus und Antisemitismus und wirft Fragen auf.»
«Im Westen viel Neues»: Zwei Stunden zu Fuss auf (post)kolonialen Spuren im Otmar-, Vonwil-, Lachen- und Leonhardsquartier.
«Auf den Spuren von Rassismus»: Führung durch die St.Galler Altstadt.
Broschüren zu diesem Stadtrundgang (Informationen zu einzelnen Stationen) auf der Webseite von Hans Fässler, l’ouverture: Broschüre 1 und Broschüre 2.
«Von <Rassenkampf> und Klassenkampf: rund um St.Georgen»
Literatur und Links:
Das Vermächtnis des Hans Fässler, Carlos Hanimann, Republik Juni 21. link
l’ouverture.ch: Webseite von Hans Fässler: (Post)Kolonialismus – (Anti)Rassismus – Reparation(en)
Unterwegs in Winterthur
Stadtrundgang zum Thema Winterthur und Kolonialismus
Der Verein Kehrseite bietet einen Stadtrundgang «Dunkle Geschäfte» an. Auf der Webseite steht:
«Winterthur als Kolonialmacht? Kaum. Doch die Verstrickungen der Eulachstadt in den weltweiten Sklaven- und Kolonialhandel sind vielfältig: Kaufleute handelten mit Baumwolle und Textilien. Später legten sie mit ihrem Kapital den Grundstein für Industrie, Museen und Banken. Die Winterthurerinnen und Winterthurer genossen Kolonialwaren und besuchten Völkerschauen. Der Rundgang führt zu Schauplätzen und Überresten ei
nes vergessenen Kapitels unserer Geschichte.» link
Spezial-Stadtrundgang an Afropfingsten 2023 zum Thema «Kolonialismus und Rassismus in Winterthurs Geschichte und Gegenwart» link
Ausstellung in Winterthur
Wir und die Anderen – vom Vorurteil zum Rassismus im Foyer der Liebestrasse während Afropfingsten.
«Die Ausstellung «Wir und die Anderen – vom Vorurteil zum Rassismus» wurde vom Musée de l’Homme in Paris konzipiert und an die Schweizer wie auch Winterthurer Begegenheiten angepasst. Sie zeigt die Geschichte und Problematik des Rassismus auf, ordnet wissenschaftlich ein und schafft den Bezug zur Gegenwart und zu Winterthur. In Kooperation mit den Aktionstagen Respekt und Vielfalt der Stadt Winterthur wird die Ausstellung während dem Afro-Pfingsten Festival 2023 im Foyer der Liebestrasse gezeigt.» link
Adji Dieye – Aphasia im Fotomuseum Winterthur bis Ende Mai 2023
«In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sich die in Zürich und Dakar, Senegal, lebende italienisch-senegalesische Künstlerin Adji Dieye (*1991) mit den Themen Postkolonialismus und Nationalstaatenbildung. Dabei untersucht sie aus einer afrodiasporischen Perspektive, welche Rolle Sprache und der urbane Raum in der Geschichtsschreibung spielen und hinterfragt diese als lineare Abfolge von Ereignissen kritisch» link