Das Reich der Mongolen
Material für den Unterricht
Indem man das Reich der Mongolen im 13. und 14. Jahrhundert in den Blick nimmt, gelingt es die Perspektive stark auszuweiten und die internationale Verflechtung bereits in der Zeit des Mittelalters aufzeigen zu können.
Vom Landesbildungsserver Baden-Württemberg wird Material zum Thema «Mongolisches Reich» (mongolische Perspektive) sowie die Wahrnehmung der Mongolen aus arabischer, chinesischer und europäischer Perspektive zur Verfügung gestellt.
Es wird das Leben am mongolischen Hof, das Militärwesen sowie technisch-wirtschaftlich Aspekte thematisiert.
Verschiedene Fragen, wie z.B. inwiefern mit dem mongolischen Reich eine Vernetzung bislang separierter Weltregionen erfolgt sei, werden gestellt und können mit Hilfe des Materials diskutiert werden.
Weiter kommen arabische, chinesische und europäische Stimmen in Bezug auf die mongolische Herrschaft zu Wort.
Zentral ist die Frage der internationalen Vernetzung sowie der Ansatz der Multiperspektivität.
Auf der Seite «Lehrerinnenfortbildung BW» werden weitere Materialien zum Thema «Mongolen» zur Verfügung gestellt.
Zahlreiche Quellen, Texte, Unterrichtskonzepte und -materialien stehen auf dieser Seite zur Verfügung. So geht es unter anderm unter dem Titel «pax mongolica» um das Thema eines ersten eurasischen Handelssystems im 13. Jahrhundert.
China – Europa: Vergleich Seefahrt und Buchdruck, gegenseitige Wahrnehmung
China in der Zeit des europäischen Mittelalters
Vergleich China – Europa
Johannes Gutenberg und Christoph Columbus sind Namen, die in Europa bekannt sind. Wie steht es allerdings mit den Namen Bi Sheng und Zheng He. Bi Sheng, ein chinesischer Handwerker aus dem 10. Jahrhundert, der den Druck mit beweglichen Lettern eingeführt hat, oder Zheng He, der anfang des 15. Jahrhunderts mit einer Riesenflotte zahlreiche Expeditionen unternommen hat. Zu den beiden Themen Seefahrt und Buchherstellung gibt es auch aufbereitete Materialien für den Unterricht.
Zheng He und die gegenseitige Wahrnehmung
Zheng He steht auch im Zentrum weiterer Unterrichtsmaterialien, die Quellen aus dem Jemen, Sri Lanka und Holland beiziehen um weitere Perspektiven miteinzubeziehen.
Material für den Unterricht
Vergleich: China – Europa
China und Europa während der Zeit des europäischen Mittelalter. In dem Unterrichtsentwurf mit Materialien für zwei Schulstunden steht der Vergleich von China und Europa im Bereich Seefahrt und Buchherstellung im Zentrum. Herausgegeben wurden die Materialien vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München, 2019
Made in China? Europa und China zur Zeit des europäischen Mittelalters
anhand ausgewählter Aspekte vergleichen Link
Zeng He und gegenseitige Wahrnehmung
Zeng He und die gegenseitige Wahrnehmung (Holländer – Chinesen) stehen in Unterrichtsmaterialien der Lehrerfortbildung Baden-Württemberg im Zentrum:
Arbeitsblatt 1 zu Zeng He: Zheng He und die abgebrochene Globalisierung der Ming-Dynastie Link
Arbeitsblatt 2 zu Wahrnehmung: Europäer und Chinesen treffen aufeinander Link
Mythos Zheng He
1. Friedlicher Botschafter oder Entdecker?
2. Karte der Fahrten Zheng Hes (interaktive Karte).
3. Zheng He: Eigen- und Fremdwahrnehmung (mit Quellen aus dem Jemen und Sri Lanka)
Möglichkeiten eines global orientierten Geschichtsunterrichts – Das Beispiel China.
In seiner Arbeit nimmt Peter Hombach auf die Seidenstrasse (MA – heute) sowie die unterschiedliche Expansion (1400 – 1700) Bezug. Link
Globale Vernetzungen afrikanischer Reiche
Die Geschichte Afrikas ist seit Jahrtausenden global
Der Historiker Toby Green schreibt 2024: «Die Geschichte Afrikas ist seit Jahrtausenden global – und damit viel länger als die globalen Verbindungen vieler Teile Nord- und Westeuropas. Schon vor der Entstehung des Christentums gab es in China und Europa afrikanische Armeen und Botschafter/-innen. Das Verständnis dieser globalen Geschichte ist von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung eines realistischeren und komplexeren Verständnisses der globalen Beziehungen, die Afrika hatte und die den Kontinent bis heute prägen.»
Er weist in seinem Artikel «Globalgeschichte Afrikas» für bpb auf die Vielfalt globaler Beziehungen über die Jahrtausende hin, beispielsweise
- Botschafter/-innen aus Askum besuchen 150 v. Chr. China, Funde chinesischer Keramik in der Sahara
- Hannibals Elefanten in den Alpen verweisen auf eine fruchtbare Zeit der Sahara-Wüste
- Kaurischnecken von den Malediven werden zum Zahlungsmittel am Niger
- Verbindung zwischen der Handelswelt im indischen Ozean und Zentralmosambik sowie Gross-Simbabwe
- Pilger:innen aus dem Königreich Mali unternahmen ab dem 14. Jahrhundert Pilgerreisen nach Mekka
- Prinzen aus dem senegambischen Jolof-Reich besuchten Portugal bereits im späten 15. Jahrhundert, um militärische Allianzen zu schmieden
- Botschafter:innen aus Kongo und Ndongo waren im 17. Jahrhundert regelmässig im Vatikan und Brasilien zu Gast.
Gerade die Geschichte des Westsahels der vergangenen 2000 Jahre zeigt eine Fülle von verschiedenen Gesellschaften, von Dorfgesellschaften bis sogenannten Königreichen wie Mali, die bereits während des 1. Jahrtausends enstand ein dichtes West-Ost Handelsnetz. Vergleichbar mit Homer für europäische Literatur und Tradition spielen Barden eine ausgesprochen wichtige Rolle bei der Überlieferung der mündlichen Tradition des Sahels, in der der Aufstieg und der Fall einer sich ablösender Reiche besungen wird. Diese Reiche sind insbesondere Ghana oder Wagadu (300 – 1200), Mali (1230 – 1600), Songhai (1464 – 1591) und Segu (1712 – 1861). Eines der bekanntesten Epen ist Sunjata, in dem die Entstehung des Malireiches festgehalten wird. Auch die Archäologie zeigt uns, dass diese sogenannten «Reiche» so organisiert waren, dass weniger eine top-down Entscheiden vorherrschend war, sondern dass in diesen Gesellschaften eher die Überzeugungskraft des Anführers und der Konsens zwischen Vertretern der verschiedenen Teile im Vordergrund stand.
Eingeschränkter westlicher Blick bis ins 21. Jahrhundert
Der grossen Vielfalt der globalen Verbindungen sowie der zahlreichen grossen Königreichen und Kulturen stand in Europa lange die eingeschränkte Sichtweise gegenüber, dass Afrika ein «Kontinent ohne Geschichte» sei. Dies folgt Hegels Aussage, dass Afrika „kein historischer Teil der Welt ist“. Green nennt dies eine ahistorische Herangehensweise an die Geschichte eines der großen Kontinente der Welt.
Beispielsweise in Bezug auf die Region des Sahels und somit auch der Königreiche Ghana, Mali und Songhay schreibt Mamadou Cissé im Ausstellungskatalog zur Sahel-Ausstellung im MET von 2020, dass die Geschichte des Sahels, eine der Befreiung sei und zwar von früheren Formulierungen der Geschichte Subsaharas. Diese schrieben jegliche Anzeichen fortgeschrittener Technologie oder sozialer Komplexität der Anregung durch die arabische (oder römische, punische, griechische oder ägyptische) Kultur zu. Heute weiss man dank unzähliger neuer archäologischer Funde, dass die Königreiche Ghana, Mali und Songhay nicht auf den Einfluss von aussen zurückzuführen sind.
Material für den Unterricht
African kingdoms timeline (British Museum)
«This African history timeline focuses on a range of African kingdoms and provides an overview of their development as they grow, flourish, and interact, using the natural resources of their regions to innovate, create, build, and trade. Common to all the African kingdoms and empires included in this timeline are themes around power, wealth, influence, identity, creativity, innovation, and collaboration.» Link
African Kingdoms: A Guide to the Kingdoms of Songhay, Kongo, Benin Oyo and Dahomey c.1400 – c.1800 by Dr. Toby Green. A-Level Ebook 2015. Link
Dieses Ebook enthält Kapitel zu den Königreichen von Songhay, Kongo, Benin, Oyo und Dahomey c.1400 – c.1800.
West Africa and the Wider World from Earliest Times to 2000: A textbook aimed at West African students taking West African Senior School Certificate Examination (WASSCE) History Paper 1, “West Africa and the Wider World from Earliest Times to 2000”, 2015.
History Textbook: West African Senior School Certificate Examination
Königreiche Mali und Songhai
Das Königreich Mali
Lange wurde das Forschungsgebiet «Afrika» in der westlichen Wissenschaft als Domäne der Anthropologen, Ethnologen oder Sprachwissenschaftler verstanden. Es wurde nicht als Feld für die Historikerinnen und Mediävistinnen gesehen. Dementsprechend wenig wurde über die Geschichte afrikanischer Reiche des «Mittelalters» an europäischen Universitäten geforscht.
Verena Krebs, Mediävistin mit Forschungsschwerpunkt Aethiopien, Afrika, weisst darauf hin, dass über das alte Königreich Mali, im 14. Jahrhundert eines der grössten Reiche weltweit, es vielleicht gerade einmal fünf Bücher gäbe, die sie empfehlen könne. (Interview mit Verena Krebs, srf 2020) Dementsprechend sieht es auch in Bezug auf Material für den Geschichtsunterricht aus.
Der Sahel war zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhundert der führende Lieferant von Gold für die Weltwirtschaft.
Das Königreich Mali war eines der grössten Reiche auf dem afrikanischen Kontinent und existierte vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. Sein mächtigster Herrscher, Mansa Musa, gilt noch heute als der reichste Mensch aller Zeiten. Die Menge an Gold, die er während seiner Pilgerreise in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach Mekka ausgab, verursachten in Europa eine regelrechte Inflation. So basiert z.B. die Figur des Königs von Wakanda in «Black Panther» z.B. auch auf diesem legendären malischen König.
Timbuktu: Zentrum des Handels und des Wissens
Timbuktu war ein berühmtes Zentrum des Wissens und des Lernens. Zahlreiche berühmte Astronomen, Gelehrte und Ingenieure kamen über die Jahrhunderte aus Timbuktu. Die Bedeutung der Stadt spiegelt sich in der immensen Anzahl an naturwissenschaftlichen, theologischen und philosophischen Manuskripten. Sie wurden seit dem 9. Jahrhundert in arabischer und in subsaharischen Sprachen verfasst und bergen einen unglaublichen Schatz an Informationen über die Geschichte und das Leben im westlichen Afrika. Sie sind von grösster Bedeutung für die schriftliche Überlieferung westafrikanischer Geschichte. Der marokkanische Einfall führt dann im 18. Jahrhundert zur Zerstörung der Universität. Endgültig trug die französische Kolonialisierung zum Niedergang des Lernortes Timbuktu bei.
Timbuktu war bereits im 12. Jahrhundert eine wichtige Handelsstadt und wurde zu einem der bedeutendsten Handelszentren der islamischen Welt mit Beziehungen bis nach Europa. In der Zeit des Spätmittelalters hatte der transsaharische Handel stark zugenommen und Mali baute sein Handelsnetz aus. Hinzu kam, dass der ganze Mittelmeerraum abhängig vom malischen Gold war in Bezug auf die Verwendung dieses Edelmetalls als Zahlungsmittel.
Material für den Unterricht:
– Exkurs zu Mali und Songhai in Lerneinheit 1, Unterrichtsmaterial Ausstellung «kolonial – Globale Verflechtungen der Schweiz», Landesmuseum
– African Kingdoms: A Guide to the Kingdoms of Songhay, Kongo, Benin Oyo and Dahomey c.1400 – c.1800 by Dr. Toby Green. A-Level Ebook 2015. Link
– Video-Lecture von Toby Green zu African Kingdoms and Westafrican history. Link
– West Africa and the Wider World from Earliest Times to 2000: A textbook aimed at West African students taking West African Senior School Certificate Examination (WASSCE) History Paper 1, “West Africa and the Wider World from Earliest Times to 2000”, 2015. (z.B. zum Thema Transsaharischer Handel, Islam in Westafrika, Kontakt mit den Europäern.) Link
– The gold road. Projekt der Boston University zu «Kingdoms of Ancient and Medieval Africa. The gold road – Projekt arbeitet mit Karten, Texten und Bildern. Es hat auch eine Seite mit zahlreichen weiterführenden Links. Link
– Mansa Musa. Stanford history education Link
– Quelle: Beschreibung von Mali und der Stadt Timbuktu in Leo africanicus Kosmographie und Geographie Afrikas von 1526. Timbuktu Leo Africanus
– Quelle: Beschreibung der Stadt Timbuktu von Leo africanus 1526. Übersetzt auf Englisch von Prof. Paul Brians Link
Links zur Geschichte des Königreichs Mali:
– UNESCO: General History of Africa Link
– The Empire of Mali, South African History Online Link
– Dokfilm BBC: Westafrican Kingdoms: Mali Link
– Dokfilm BBC: The Lost Libraries of Timbuktu 2008 (siehe auch auf Nanoo). Der erste Teil des Dokfilmes enthält zahlreiche Stereotypen, danach erfährt man aber sehr interessante Fakten, auch im Zusammenhang mit archäologischen Ausgrabungen, über die Grösse der Vorgängerkultur mit riesigen Städten sowie der verschiedenen grossen westafrikanischen Reiche im Mittelalter und der frühen NZ: Ghana, Mali, Songhai.
– Allgemein sehr interessant zu afrikanischer Geschichte im Mittelalter Interview mit Verena Krebs auf SRF (Kontext, 2020) Link
Literatur:
– Rauchenberger, Dietrich. Johannes Leo der Afrikaner. Seine Beschreibung des Raumes zwischen Nil und Niger nach dem Urtext. Wiesbaden 1999.
Informative Rezension von 2008 auf Deutschlandfunk zu Natalie Zemon Davis Buch «Leo Africanus». Link
– Fauvelle, François-Xavier. Das Goldene Rhinozeros. Afrika im Mittelalter. München 2017. (Verschiedene Kapitel beziehen sich auf die Geschichte Malis im Mittelalter.)
Quellen zu Timbuktu im Mittelalter und der Frühen Neuzeit
– Ibn Battuta (1304 – 1377, aus Tanger) hat einen Reisebericht verfasst, in dem er auch über Mali schreibt. Da er aber vermutlich nicht gereist ist, erfährt man aus seinem Bericht eher, wie Mali damals gesehen wurde, als wie er es tatsächlich erlebt hat.
– Ibn Chaldun (1332 – 1406), ein maghrebinischer Gelehrter und Historiker.
– al-Ḥasan b. Muḥammad al-Wazzān al-Fāsī in Europa Leo Africanus genannt verfasste 1526 die «Kosmographie und Geographie Afrikas». Als Kind ist er aus Grenada vertrieben worden und lebte nach seiner Flucht mit seiner Familie in Marokko. Als junger studierter Mann begleitete er seinen Onkel u.a. auch nach Timbuktu. Er wurde von christlichen Piraten gefangen genommen und auf die Engelsburg nach Rom gebracht. Nach seiner Taufe wurde ihm erlaubt, als Gelehrter und Übersetzer zu arbeiten. Für die 250 Jahre nach der Veröffentlichung seiner «Kosmographie und Geographie Afrikas» war diese Schrift in Europa die einzige Informationsquelle zum afrikanischen Kontinent.
siehe zu Leo Africanus auch bei Dieter Wunderlich Link